Wer in Dänemark krank ist sollte etwas Zeit mitbringen #2

Hatte ich mich vor zwei Monaten noch über die Kompliziertheit des dänischen Gesundtheitssystem beklagt, scheint es wesentlich simpler zu sein, wenn man einmal den Eingangstest durchlaufen hat. Meine Email, wann ich mir Nachschub abholen könne, wurde lapidar mit: „komm einfach vorbei wenn’s Dir passt“ beantwortet. Vor Ort wurde mir einfach eine neue Box  in die Hand gedrückt. einfach nur eine verfügbare Krankenschwester finden, die bloß Namen und Sozialversicherungsnummer wissen wollte. Kein Termin, keine Wartezeit, kein Rezept und keine Quartalsgebühr –

Anekdote #1: 15km Fahrradfahren durch die Innenstadt Kopenhagens sind ein Abenteuer und eigentlich einen eigenen Artikel wert.

Anekdote #2: Wenn man eine reale Email mit den Worten pickup your refill bekommt, wird diese nicht als Spam ausgefiltert.

Sonnensonntag in Dänemark

Freibad Islands Brygge
Freibad Islands Brygge

Genauso wie in Sachsen ist auch hier letztes Wochenende der Sommer ausgebrochen – allerdings hat man ihn sehr schnell wieder eingefangen. Vorteil gegenüber Kontinentaleuropa ist aber wohl definitiv, dass man hier den ganzen Tag auch mit meinem Teint auf einer Wiese sitzen kann, ohne auch nur annähernd Sonnenbrand zu bekommen.

Im Übrigen ist Grillen auch in Dänemark Volkssport, und so war besagte Wiese voller grillender am Grill stehender Menschen. Auffallend war aber mal wieder das skandinavische Verständnis von Privatsphäre: wenn kein Platz für dich und deine Gruppe ist, setze dich einfach irgendwo mit in einen bestehenden Halbkreis. So passt auch auf jeden Quadratmeter Wiese jemand.

Und obwohl die Wiese nahe Islands Brygge direkt am Kanal zwischen Amager und Seeland liegt, habe ich mir das Baden in der Ostsee doch verkniffen. Es gab aber einige, die mutiger waren als ich. Witzig ist allerdings das „Freibad“, was man in den Kanal gebaut hat. Vermutlich für Nichtschwimmer. Das Bild stammt allerdings vom April und nicht vom letzten Sonntag – so mutig ist hier dann doch keiner 😉

„Freak out“ im Supermarkt

Ich bin gerade über ein Video im Netz gestolpert, das den Bilka Field’s zeigt. Das ist der nächste Supermarkt hier direkt um die Ecke. Laut deren Webseite ist „Freak Out“  eine Werbekampagne (Mit „Mister Bean“) und Gewinnspiel. Allerdings ist die Webseite etwas spärlich mit Informationen darüber worum es eigentlich geht. Außerdem ist mir bei dem Video ist nicht ganz klar ob das nun ein Flashmob oder ein Werbespot ist. Schnitt und Kameraführung sprechen aber für Letzteres. Witzig ist es allemal.

Offiziell begrüßt

Heute war ein offizieller Empfang der Stadt Kopenhagen für ausländische Fachkräfte, die kürzlich in die Stadt gezogen sind, im Rathaus. Es gab eine kurze Rede des Bürgermeisters und anschließend Wein und dänische Pfannkuchen (außerhalb Niedersachsens als Eierkuchen bekannt) gefüllt mit Vanillecreme. Geschätzte 100 Besucher waren da und wurden willkommen geheißen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mal aus einer deutschen Stadt gehört zu haben. Dort spricht man immer nur vom Ausländerproblem. Oder irre ich mich da? Veranstalten deutsche Städte auch Empfänge für zugezogene Ausländer?

Let’s start a nuclear war …

Nach diversen Facebook und Twitter Konversationen, will ich hier doch noch mal die Geschichte vom letzten Freitag im Zusammenhang wiedergeben:

Ein Kollege und Mitstudent hat mir angeboten mich auf eine Party mitzunehmen, seine Freundin arbeitete dort in der Garderode, und außerdem wollte er neue Clubs ausprobieren. Das ist in sofern nichts Ungewöhnliches, da in Kopenhagen jede Woche etwas anderes los ist, und es genügend Orte gibt, wo man sich als internationaler Student rumtrieben könnte, ohne dieselben Leute noch einmal zu Gesicht zu bekommen.

Also haben wir uns vom Hauptbahnhof aus in Richtung Rotlichtviertel (auch das ist nichts Ungewöhnliches, das Rotlichtviertel ist hier eher vergleichbar mit Hamburgs Reeperbahn und kein profanes “Bumsviertel”) aufgemacht, doch die Adresse (die er von einem Facebook Event abgeschrieben hat) endete in einem ehemaligen Industriegebiet: teilweise umfunktionierte Fabrikhallen und –barracken, durchkreuzt von einem Gewirr von Gassen. Scheinbar sind wir am Hintereingang gelandet, also rein in den nächsten Schuppen aus dem Musik dröhnt – und stehen mitten in einer Masse Menschen, von denen die meisten als Lesben bzw. Homosexuelle oder Drag Queens auszumachen sind  – wie, das überlasse ich der Fantasie des Lesers an dieser Stelle. Wir waren schon an der richtigen Adresse gelandet, doch dieses schillernde Treiben hätten man in diesem Viertel nicht erwartet

Gut, war jetzt nun nicht die Party, auf die ich gezielt gehen würde, aber auch mit Queer Folk kann man eine Menge Spaß haben – nicht im Übertragenen Sinne was mich angeht 😉 Allerdings muss man die durchaus stärker zur Schau gestellter Sexualität ertragen können: so viele hemmungslos knutschenden Pärchen sieht man in “normalen” Clubs eher selten, und es war etwas gewöhnungsbedürftig. Immerhin, wäre ich nicht überzeugter Hetero, waren dort wirklich ein paar “süße” Jungs (sofern ich das beurteilen kann 😉 ). Außerdem scheint mit der sexuellen Orientierung auch die Fähigkeit sich zu Musik zu bewegen zusammen zu hängen: wir mussten neidlos anerkennen, dass einige der “süßen” Burschen auch wirklich “süß” tanzen konnten.

Ich habe meinen Ausflug in das schwule liberale Nachtleben Kopenhagens aber trotzdem doch eher als einmalige Forschungsreise beendet, und bin zurück nach hause gefahren. Dem bleibt noch hinzuzufügen, dass man nachts auf dem Kopenhagener Hauptbahnhof ziemlich seltsame Dinge erleben kann – was aber nichts mit Queer Folk zu tun hat, und deshalb beizeiten einen eigenen Eintrag bekommt.

Ich hatte übrigens den ganzen Abend den Ohrwurm der Electric Six im Kopf, und für alle die, die es nicht verstanden und mir erboste Nachrichten geschickt haben (was für ein Schwulenhasser ich denn sei), hier noch mal das Video:

Lego World – or not …

Ich wollte heute mit Freunden die Lego World besuchen, eine Produktmesse und -show für Dänemarks bekanntestes Spielzeugprodukt: Lego. Einlass war um 10. Ich habe die Region um das Bella Center noch nie so belebt gesehen, nicht einmal zur Klimakonferenz. Das Schärfste allerdings war, dass wir um 12 Uhr keinen Einlass mehr bekommen haben, weil alle Karten ausverkauft waren – Hallo?!? Wie können denn bitte die Karten für eine Produktmesse ausverkauft sein? Es verlassen doch ständig Leute wieder das Gelände. Man zeigte uns, wie man für Morgen eine Karte im Internet kaufen könnte, aber da hatten wir dann keine Lust mehr drauf, und sind für das Geld lieber etwas Essen gegangen.

Außer uns schien irgendwie keiner das Problem zu haben, die hatten alle ihre Karten im Internet gekauft. Hätte nicht gedacht, dass da soooo ein Run drauf besteht …

Kopenhagen bei Nacht

Für Freunde der elektronischen Musik empfiehlt sich das Inn im Zentrum der Stadt. Dort gibt es mehrere Tanzflächen für RnB bis hin zu ordentlichem Hardstyle. Der Eintritt ist (verglichen mit Deutschland) mit etwa 130 Kronen (etwa 17 Euro) für einen normalen Abend ziemlich happig normal, dafür sind dabei die meisten Getränke aber im Preis inbegriffen. Flatrate Parties scheint man in Dänemark noch nicht verboten zu haben. Allerdings erschienen mir die Besuche nicht sonderlich betrunkener, als man das von einem Diskobesuch gewohnt ist.

Vor Mitternacht braucht man dort aber nicht aufzuschlagen, da wenig los,

Einziger Wermutstropfen: die meisten anderen Besucher sahen geschätzte 10 Jahre jünger aus. Ich werde alt 🙁

Wenn ich groß bin möchte ich zur Müllabfuhr!

Ok, für eine Karrie als Müllwerker ist es vielleicht etwas spät, und heutzutage ist dieser Job auch wohl etwas einsam – denn ich habe heute zum ersten Mal die Müllabfuhr bei uns im Wohnblock beobachtetet und da war bloß ein Mann ganz alleine – ok, lassen wir das für einen Moment sacken. Was kann es bloggenswertes über die dänische Müllabfur geben?

Nun zunächst einmal ist man hier „anders“ umweltbewußt und trennt Glas, Papier & Karton und den „Rest“. Alles was „Rest“ ist kommt in den Müllschlucker im Treppenhause. Kennt man noch aus 70er Jahre Bauten aus Deutschland, wo eine eiserne Luke in eine eiserne Röhre führt, die irgendwo im Keller in einer großen Tonne mündet, die einmal in der Woche von der orangen Kolonne in ein Fahrzeug entleer wird. In Dänemark sind diese Müllklappen weitaus verbreiteter, und in fast jedem Mehrfamilienhaus zu finden. Allerdings ist bei mir im Haus an der Stelle wo das Rohr in den Keller mündet einfach nichts – nur eine unscheinbare Tür, die wohl nicht oft geöffnet wird; da schiebt keiner eine Tonne rein und raus. Aus den Öffnungen quillt es auch nicht, was passiert also mit meinem Müll?

Die Antwort auf diese Frage rumpelte heute Nachmittag in die Straße: ein blaue Laster mit einem riesigen Saugstutzen, ähnlich den orangenen  Fahrzeugen der Kanalreinigung in Deutschland. Dieser Saugstutzen wird in einen Anschluss in der Mitte der Wohnanlage gesteckt und der Müll wird aus den umliegenden Häuser gesogen. Der eine Müllwerker, der mit diesem Ungetüm durch die Gegend kurvt, muss nur noch durch die Häuser gehen und verschiedene Ventile bedienen.

Auch wenn die Prozedur doch an die 10 Minuten gedauert hat, und ein unter Vollast fahrender Diesel in der Zeit ziemlich nervig ist, fand ich diese Entwicklung als Technikfreak ziemlich beeindruckend. Also bitte schön, nur hier und im Original (ein Klick macht’s groß!):

Das Müllauto kommt
Das Müllauto kommt

Wie komme ich zum Gesundheitsamt?

Kleine Anekdote am Rande: ich habe gerade den Flyer des Gesundheitsamt gefunden:

Hvordan kommer jeg derhen?

S-tog: [..]

Bus: 6A, 10

Bil: Glem det!

Was soviel heißt wie: Wie komme ich dorthin? S-Bahn: [..] Bus: Linie 6A, 10. Auto: Vergiss es!

Wie wahr wie wahr! 🙂
(Autofahren ist die umständlichste Methode sich innerhalb Kopenhagen zu bewegen bzw. zu parken)

Erstkontakt mit Christiana

Was macht man in Kopenhagen nachts, nachdem sich eine Party aufgelöst hat? Entweder man geht nach hause, oder man sucht eines der lokalen Zentren auf, in denen das Nachtleben weiter geht.

Ein beliebter Anlaufpunkt ist da Christiana, was natürlich auch tagsüber einen Blick wert ist. Christiana ist eine geduldete autonome Kommune, die seit Anfang der 1970er in Kopenhagen besteht. Ursprünglich als alternatives Sozialexperiment  gesehen, in dem sich viele Hippies, Aussteiger und sonstige Menschen am Rande der Gesellschaft (Wikipedia) aufhalten, ist Christiana heute vorallem Kulturstätte und Touristenattraktion.

Gestern habe ich mir, wie oben erwähnt, nach einer Party zum ersten Mal Christiana (wenn auch im Dunkeln) angesehen: wie eine kleines Utopia gibt es dort Buden und Wägelchen, die Getränke, Speisen und Souvenirs verkaufen, illuminiert von Feuerkörben. Daneben gibt es diverse kleine Cafés und Bars. Meine Begleitung hat mich dann in den „Christiana Jazz Club“ geschubst, wo Besucher, Personal und Band (das war nicht so genau auseinander zu halten) eine Jamsession feierten, und ich jeder dazu setzen und ein Bierchen geniessen konnte 🙂

Viel gesehen haben wir sonst nicht, aber ich bin wirklich gespannt darauf, Christiana etwas weiter zu erkunden; und nicht nur um „Souvenirs“ zu kaufen 😉