Das Medina Konzert

Dänemark hat auch eine Lena-Meyer Landrut – ok, sie heißt Medina mit Künstlernamen statt Lena, entstammt keiner Castingshow und macht völlig andere Musik – ist aber in Dänemark genauso populär wie das Eurovisions Mädchen in Deutschland. Medinas Musik ist eher wuchtig, hauptsächlich elektronisch und für Clubs (neusprachlich für Diskotheken) gedacht. Aber auch wenn man hier die Radiosender anschaltet, hört man Medinas Lieder mindestens einmal pro Stunde. Eben dieses war mein Antrieb letztes Jahr zum ersten Mal ein bisschen mehr Dänisch zu lernen, als nur über das Wetter und meinen Namen zu reden. Mittlerweile hat sie zwar auch englischsprachiges Album erstellt und tourt damit durch Deutschland, ihre besten Songs sind aber nach wie vor auf Dänisch.

Leider kann niemand sonst den ich kenne ihre Musik leiden, also bin ich heute Abend kurzerhand alleine auf Medinas Konzert in Kopenhagen gegangen. Nun, die gute Medina hat nicht nur für mich gesungen, da waren noch 1000 andere 😉 Seltsamerweise war 70% des Publikums weiblich, auch wenn Medina meistens nur mit einem Hauch von Nichts auf der Bühne stand. Und trotz dessen, dass Musik und Texte eher an Erwachsene gerichtet sind, waren im Publikum viele Kinder und Teenies mit ihren Eltern.

Ich war außerdem so früh da, dass ich es in die erste Reihe vor der Bühne geschafft habe. So konnte ich trotz der miserablen Optik in meinem Handy ein Erinnerungsfoto schießen, auf dem man sogar etwas erkennt. Auch ein Händedruck habe ich bekommen, aber mein Kreischen ging in dem der 20 Pupertierenden neben mir unter 😉

Medina im Vega
Medina im Vega

Wer sich für elektronische Musik interessiert, kann sich ja mal bei Youtube umsehen. Ich glaube ihre aktuelle (englische) Single ist „Addiction“. Aber wie oben erwähnt, sucht lieber die dänischen Titel.

Der qualmende Elch

Gestern Abend bin ich im The Moose gelandet, einer Bar in Downtown Kopenhagen. Was wohl ursprünglich mal ein Irish Pub werden sollte, ist jetzt eine Mischung aus Bar und Raucherkneipe. Raucherkneipe? Ja, es scheint trotz EU-Rauchverbots eine Sonderregelung in Dänemark zu geben, die unter bestimmten Umständen das Rauchen erlaubt. Im vorderen Barraum allerdings nur bis Mitternacht, dann – nach Aufforderung des Barkeepers – machten alle ihre Kippen aus, gingen raus oder trollten sich in den Hinterraum.
Der Hinterraum verdiente eigentlich nicht die Bezeichnung „Raum“, „dunkles Loch“ träfe es eher: ein fensterloser, schwach beleuchteter Raum, dessen Wände an manchen Stellen nicht von mit einem Edding gekrakelten Graffitti voll waren. In dem Loch standen etwa 5 Tische an denen sich etwa 40 Menschen dränkten und eine Zigarette nach der anderen rauchten. Sieht so etwa genußvolles Rauchen aus? Ich meine, wenn sie wenigstens Poker oder anderweitiges illegales Glücksspiel betrieben hätten. Zum Glück musste ich diesen Raum nur auf dem Weg zur Toilette durchqueren. Die Toilette verdiente eigentlich gar nicht diese Bezeichnung … ach egal, diese Beschreibung erspare ich Euch.

Nach zweitem Hinsehen erkannte man sogar, warum die Bar Der Elch hieß. Im Vorderraum war die gesamte Bar mit Comicbildern von Elchen verziert, die in der einen oder anderen Weise Geschlechtsverkehr mit Frauen haben. Dazu Werbung von billigem Bier.

Auch wenn sich diese Bar als groteske Erinnerung in mein Gehirn gebrannt hat, am ekelhaftesten war es dann doch einmal wieder die verrauchten Klamotten heute Morgen in die Waschmaschine zu werfen. Das ist man – Gott sei dank – gar nicht mehr gewöhnt.

Let’s start a nuclear war …

Nach diversen Facebook und Twitter Konversationen, will ich hier doch noch mal die Geschichte vom letzten Freitag im Zusammenhang wiedergeben:

Ein Kollege und Mitstudent hat mir angeboten mich auf eine Party mitzunehmen, seine Freundin arbeitete dort in der Garderode, und außerdem wollte er neue Clubs ausprobieren. Das ist in sofern nichts Ungewöhnliches, da in Kopenhagen jede Woche etwas anderes los ist, und es genügend Orte gibt, wo man sich als internationaler Student rumtrieben könnte, ohne dieselben Leute noch einmal zu Gesicht zu bekommen.

Also haben wir uns vom Hauptbahnhof aus in Richtung Rotlichtviertel (auch das ist nichts Ungewöhnliches, das Rotlichtviertel ist hier eher vergleichbar mit Hamburgs Reeperbahn und kein profanes “Bumsviertel”) aufgemacht, doch die Adresse (die er von einem Facebook Event abgeschrieben hat) endete in einem ehemaligen Industriegebiet: teilweise umfunktionierte Fabrikhallen und –barracken, durchkreuzt von einem Gewirr von Gassen. Scheinbar sind wir am Hintereingang gelandet, also rein in den nächsten Schuppen aus dem Musik dröhnt – und stehen mitten in einer Masse Menschen, von denen die meisten als Lesben bzw. Homosexuelle oder Drag Queens auszumachen sind  – wie, das überlasse ich der Fantasie des Lesers an dieser Stelle. Wir waren schon an der richtigen Adresse gelandet, doch dieses schillernde Treiben hätten man in diesem Viertel nicht erwartet

Gut, war jetzt nun nicht die Party, auf die ich gezielt gehen würde, aber auch mit Queer Folk kann man eine Menge Spaß haben – nicht im Übertragenen Sinne was mich angeht 😉 Allerdings muss man die durchaus stärker zur Schau gestellter Sexualität ertragen können: so viele hemmungslos knutschenden Pärchen sieht man in “normalen” Clubs eher selten, und es war etwas gewöhnungsbedürftig. Immerhin, wäre ich nicht überzeugter Hetero, waren dort wirklich ein paar “süße” Jungs (sofern ich das beurteilen kann 😉 ). Außerdem scheint mit der sexuellen Orientierung auch die Fähigkeit sich zu Musik zu bewegen zusammen zu hängen: wir mussten neidlos anerkennen, dass einige der “süßen” Burschen auch wirklich “süß” tanzen konnten.

Ich habe meinen Ausflug in das schwule liberale Nachtleben Kopenhagens aber trotzdem doch eher als einmalige Forschungsreise beendet, und bin zurück nach hause gefahren. Dem bleibt noch hinzuzufügen, dass man nachts auf dem Kopenhagener Hauptbahnhof ziemlich seltsame Dinge erleben kann – was aber nichts mit Queer Folk zu tun hat, und deshalb beizeiten einen eigenen Eintrag bekommt.

Ich hatte übrigens den ganzen Abend den Ohrwurm der Electric Six im Kopf, und für alle die, die es nicht verstanden und mir erboste Nachrichten geschickt haben (was für ein Schwulenhasser ich denn sei), hier noch mal das Video:

Kopenhagen bei Nacht

Für Freunde der elektronischen Musik empfiehlt sich das Inn im Zentrum der Stadt. Dort gibt es mehrere Tanzflächen für RnB bis hin zu ordentlichem Hardstyle. Der Eintritt ist (verglichen mit Deutschland) mit etwa 130 Kronen (etwa 17 Euro) für einen normalen Abend ziemlich happig normal, dafür sind dabei die meisten Getränke aber im Preis inbegriffen. Flatrate Parties scheint man in Dänemark noch nicht verboten zu haben. Allerdings erschienen mir die Besuche nicht sonderlich betrunkener, als man das von einem Diskobesuch gewohnt ist.

Vor Mitternacht braucht man dort aber nicht aufzuschlagen, da wenig los,

Einziger Wermutstropfen: die meisten anderen Besucher sahen geschätzte 10 Jahre jünger aus. Ich werde alt 🙁