Zahnärzte

Ich war am Montag zum ersten Mal hier bei einem Zahnarzt, da mir eine Füllung teilweise ausgebrochen war. Nichts Großartiges. Aber, da Zahnarztkosten von der Krankenversicherung nicht gedeckt sind, immerhin über 800 Kronen (ca. 110€), die ich berappen durfte. Für Größeres wie eine (Zahn)Krone empfiehlt sich dann wohl wirklich eine private Zusatzversicherung abzuschließen.
Oder aber man nimmt eine dieser „Butterfahrten“ nach Schweden oder Deutschland wahr, wo man mit einem Reisebus in das jeweilige Land gekarrt wird und dort ein paar Stunden Zeit zum billig Einkaufen oder Arztbesuche hat.
Das ist mir aber zu aufwändig: man kann zwar innerhalb der EU überall einen (Zahn)Arzt aufsuchen, jedoch muss man in den meisten Fällen die Behandlung vor Ort erst einmal selbst vor strecken und muss sich dann das Geld von der Kommune wiederholen.  Allerdings bekommt man dann in Deutschland die (besser)Behandlung eines Privatpatienten – eigentlich pervers.

Wer in Dänemark krank ist sollte etwas Zeit mitbringen #2

Hatte ich mich vor zwei Monaten noch über die Kompliziertheit des dänischen Gesundtheitssystem beklagt, scheint es wesentlich simpler zu sein, wenn man einmal den Eingangstest durchlaufen hat. Meine Email, wann ich mir Nachschub abholen könne, wurde lapidar mit: „komm einfach vorbei wenn’s Dir passt“ beantwortet. Vor Ort wurde mir einfach eine neue Box  in die Hand gedrückt. einfach nur eine verfügbare Krankenschwester finden, die bloß Namen und Sozialversicherungsnummer wissen wollte. Kein Termin, keine Wartezeit, kein Rezept und keine Quartalsgebühr –

Anekdote #1: 15km Fahrradfahren durch die Innenstadt Kopenhagens sind ein Abenteuer und eigentlich einen eigenen Artikel wert.

Anekdote #2: Wenn man eine reale Email mit den Worten pickup your refill bekommt, wird diese nicht als Spam ausgefiltert.

Wer in Dänemark krank ist sollte etwas Zeit mitbringen

Die letzten Wochen war es ja etwas ruhiger hier im Blog. Das lag zum eine daran, dass ich Forschungstechnisch recht gut ausgelastet bin, und zum anderen das ich den Rest der Zeit damit beschäftigt war (gefühlt) nicht zu sterben bwz. auf dem Boden herum zu kriechen.

Doch von vorne: vor cirka 10 Jahren wurde bei mir Morbus Bechterew diagnostiziert. Eine rheumatische Erkrankung, die zwar unheilbar aber nicht lebensbedrohlich ist. Werden die Symptome jedoch nicht behandelt macht sie einem das Leben zur Hölle. Um die Sache abzukürzen: ich war in Deutschland in Langzeitbehandlung, doch dann zog ich nach Dänemark.

Mein erster naiver Versuch an die erforderlichen Medikamente zu kommen endete recht ernüchternd. Mein Hausarzt stellte mir ein Rezept für das aus, was ich haben wollte, und fertig – denkste!

Hausärzte sind so eine Sache in Dänemark. Hat man einen Wohnsitz in Dänemark wird einem ein Hausarzt zugewiesen. Das soll gewährleisten, dass alle Wohngebiete abgedeckt bzw. alle Hausärzte gleich ausgelastet sind; meinem Hausarzt kann ich vom Wohnzimmer in die Praxis schauen. Wobei Praxis ist übertrieben – eigentlich ist es nur ein Präxchen. Allerdings gibt es ein Problem: Hausärzte sind wirklich nur für die Behandlung von simpelsten Wehwehchen wie Schnupfen oder Durchfall gedacht. Dementsprechend gewichtig sind Rezepte vom Hausarzt.

Als ich das Rezept in der Apotheke  einlösen wollte stellte mir die Dame die Frage, die mir bisher alle Damen in Apotheken gestellt haben: „Oh, das haben wir nicht auf Lager. Ist es okay wenn wir das bestellen?“ und Eine, die mir bisher noch nie gestellt wurde: „Ihr Zuzahlung würde etwa 8000 Kronen betragen. Sind sie sicher, dass Sie das haben wollen?“ 8000 Kronen!? Das sind ja über 1000 Euro! Äh .. danke nein!

Es stellte sich heraus, dass das Medikament nicht zur freien Vergabe in Dänemark zugelassen ist, und ich deshalb die Kosten selbst hätte tragen müssen. Um über das Gesundheitssystem daran zukommen musste ich den langen Dienstagweg nehmen – und ich meine wirklich laaaang. Das Zeug wird hier in Krankenhäuser ungefähr genauso organisiert abgegeben wie Methadon – macht bloß nicht so high.

Zunächst überweist der Hausarzt an einen Spezialarzt. Und genauso wie in Deutschland sind dabei die Wartezeiten in Wochen zu rechnen; etwa 6 Wochen. Der Spezialarzt darf das Medikament zwar weder ausgeben, noch Bluttests machen, aber er darf in durch ein Gespräch und eine rudimentäre Untersuchung eine Diagnose stellen und ins Krankenhaus überweisen.

Und Krankenhäuser sind hier das wahre Zentrum des dänischen Gesundheitssystems. Das Krankenhaus Frederiksberg ist riesig und scheinbar für alles und jeden zuständig. Aber auch eine Uberweisung ins Krankenhaus dauert ein paar Wochen. Ich erspare Euch die Bilder (und mir die Peinlichkeit) zu beschreiben was passierte als das mir als Notlösung beschaffte Iboprofen ausging; aber es hat mit stechenden Schmerzen und kriechen auf dem Boden zu tun.

Das Beste an einem dänischen Krankenhaus ist, so glaube ich, dass das gesamte Personal einschließlich der Reinigungskräfte Englisch spricht – und das alle Schwestern und Ärztinnen unter 30 blond, groß und hübsch sind. Größter Nachteil ist allerdings, dass die alle die Ruhe weg haben und auch mit Zeit von Patienten recht großzügig umgehen.
So durfte ich über drei Wochen immer mal wieder für Bluttest oder Röntgenaufnahmen eine Stunde durch die Stadt fahren um dort aufzuschlagen. Ich verstehe ja, dass man sich nicht auf mein Wort verlässt und den ganzen Diagnoseprozess noch mal durch exerziert, aber kann man das nicht an einem Tag machen? Außerdem müssen Arbeitgeber in Dänemark unheimlich flexibel sein: die Einladung zu Untersuchungen hatte ich kurzfristig entweder einen Tag vorher, am selben Tag oder auch manchmal einen Tag danach im Briefkasten. Gut, dass ich keinen „richtigen“ Job habe und nahezu kommen und gehen kann wann ich will.

Heute war es allerdings so weit, und ich durfte mir den heiligen Gral in einer Kühltasche abholen. Der Kriechgang hat ein Ende und es ist Zeit nachzuholen, was in der letzten Woche alles liegen geblieben ist. Einen Termin für Nachschub in acht Wochen habe ich mir vorsichtshalber schon mal geben lassen.

Rezepte, Apotheken und Krankenkassen

Das dänische Gesundheitswesen hat  seine Tücken. Ähnlich wie in Deutschland auch, muss man zuerst zu seinem Hausarzt gehen. Anders als in Deutschland bekommt man diesen in Dänemark aber bei der Anmeldung eines Wohnsitzes zugewiesen, und dieser ist auch auf der Sozialversicherungskarte eingetragen. Zum Glück kann ich meinem Hausarzt vom Wohnzimmer aus ins Wartezimmer schauen – Allgemeinärzte  sind hier sehr dicht vertreten. Fachärzte jedoch sind rar, und mein erster Termin ist im März; gut, das kennt man ja als Kassenpatient aus Deutschland auch 🙁 Immerhin hat mir mein Hausarzt schon mal ein Rezept ausgestellt. Dafür gibt es hier keine Krankenkassen, denn alle Bürger sind zwangsversichert über den dänischen Staat, der hier die Aufgabe der Krankenkassen erfüllt. Alles sehr zentralisiert.

Apotheken zu finden ist aber noch schwieriger: mehr oder weniger auch zentralisiert gibt es hier ca. eine pro Stadtteil. Dementsprechend überlaufen sind diese dann aber auch. Dänen sind übrigens total verliebt in diese kleinen Zettelautomaten, die einem Wartenummern geben, die man in Deutschland nur von Ämtern her kennt. Hier gibt es die aber auch in Banken, Apotheken, Postfilialen, Supermärkten usw. denn es kann schon mal vorkommen, dass in einer Apotheke 15 Leute vor einem warten.

Der größte Unterschied zu Deutschland ist aber, dass hier die Zuzahlung zu Medikamenten nicht gedeckelt ist d.h. man zahlt immer X% des Wertes – egal wie teuer was Medikament ist. Das ich aber 6000 Kronen (ca. 800 Euro) für einen Monat zahlen sollte, hat mich dann aber von den Socken gehauen. Die freundliche Dame hat mich aber aufgeklärt, dass ich einen Schritt vergessen habe: für Rezepte dieser Größenordnung muss zunächst ein Zuzahlungsbefreiungsantrag beim Sozail-/Gesundtheitsamt gestellt werden.

Also werde ich mir Morgen die nächste dänische Behörde ansehen (müssen).