Joa …

Eigentlich wollte ich ja Fußball schauen, bin aber zufällig beim falschen Sender hängen geblieben. Was nicht sehr schwierig ist, denn 4 von 12 meinen Fernsehprogramme übertragen fünf Stunden Hochzeit aus Schweden – das interessiert in Dänemark und Schweden prozentual gesehen vermutlich genauso viele wenige wie in Deutschland, aber was soll’s.

Scheinbar habe ich aber genau zur „spannendsten“ Stelle eingeschaltet, dem Eheversprechen. Als Prinz und Prinzessin sich das Ja-Wort gaben, musste ich  laut lachen: das schwedische Ja klingt nämlich wie das deutsche Joa

Möchtest du die hier Anwesende [..] zu deiner Frau nehmen, sie lieben [..]?
Joa (warum auch nich ’ne)?

Joa, ich hätte sie auch genommen 😀

Ethnologie der Supermarktkasse

Ich finde ja, einer der spannendsten Orte, an dem man kulturelle Unterschiede untersuchen kann, sind Supermarktkassen! Während in Deutschland (wie glaube ich fast alles aus Sicht des Auslandes) auf maschinenhafte Geschwindigkeit und Effizienz getrimmt ist, sonst erntet man böse Blicke vom Hintermann:

Die Wurst *beep* Der Käse *beep* bezahlen und jetzt SCHNELL … SCHNELL … RAUS … RAUS! – Vermutlich noch aus Zeiten des drohenden Krieges?

In England ist sie eher nach der britischen Begeisterung in der Schlange zu stehen ausgerichtet. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass wirklich jeder Kassierer in Zeitlupe scannt und dann auch noch mit jedem Kunden, den er kennt oder nicht kennt, auch noch einen Klönschnack anzufangen.

In Dänemark hingegen ist esreher der Wortlose. Wirklich, man kann an einer Supermarktkasse bezahlen, ohne das Kunde und Kassierer auch nur ein einziges Wort verlieren. Und das ist scheinbar gesellschaftlich akzeptiert – und ich dachte nur, mit dem „dummen“ Ausländer spricht mal wieder kein Wort. Wenn aber ein Dialog zu Stande kommt sind die Kassierer sehr kreativ, was die Fragen angeht. Mitlerweile habe ich die dänischen Floskeln wie: Hallo, Hier bitte, Danke, Auf Wiedersehen, Möchtest Du eine kleine Tüte?, Möchtest Du eine große Tüte? etc. drauf – alles was man halt so an eienr Supermarktkasse auf Dänisch erzählen könnte.

Doch vorhin hat es mein Lieblingskassierer wieder geschafft mir ein „Sorry?“ zu entlocken und mich als Ausländer zu enttarnen (das vergisst er nämlich immer wieder): „nur soviel?“ und zeigte mit der einen Hand auf das Display der Kasse, welches den Endbetrag zeigt, und mit der Anderen auf die 20er Kiste Bier, die ich gerade gekauft hatte. Was glaubt der Schlawiner denn, wie viel ich übers Wochenende saufen will? Oder will er mir noch eine Spende für seinen Laden abknöpfen? Ich wählte die Generalantwort. „Yeah, thanks …uhuu!?„.

Er hat man mich dann aber doch nicht dumm sterben lassen: in Dänemark scheint es üblich zu sein, dass man neben dem Kauf der Waren auch noch einen kleinen Betrag Bargeld „abheben“ kann wenn man mit Karte bezahlt. Die Kasse zahlt es aus und bucht es per Lastschrift vom Konto mit dem Betrag für den Einkauf ab. Das spart einem den Gang zum nächsten Geldautomaten.

Komisch, in Deutschland habe ich immer hasserfüllte Blicke geerntet, wenn ich danach gefragt habe. Na ja, da ich hier eh alles mit der Karte bezahle, werde ich diesen Service wohl selten benutzen. Trotzdem spannend.

Süßer Reimport nach Deutschland

Dänischer Matador Mix
Dänischer Matador Mix

Blogleserin „Pitty“ hat sich von mir etwas seltsames als Hochzeitsgeschenk gewünscht: „Matador Mix“ stand auf meinem Zettel.
Huh, was ist das denn? „Falscher Teil Europas“ war mein erster Gedanke. Eine Google Suche offenbarte: es handelt sich um eine Weingummimischung von Haribo, quasi DEM deutschen Süßwarenhersteller.
Erneut: „huh?“ Haben die den Verkauf von Süßwaren in Deutschland eingestellt? Ich bin nicht so der große Fan von Weingummi – kann ja sein …

Nein, haben sie nicht. Haribo verkauft unter dem selben Namen in Dänemark nur etwas völlig anderes. Während in Deutschland in der Tüte vor allem Lakritze und Salmiakhaltiges ist, sind im sonst so lakritzverrückten Dänemark hauptsächlich Fruchtgummi und  süße Dragees in der Tüte. Ist schon spannend wie sich die Geschmäcker zwischen Ländern unterscheiden. Wie das Marketing wohl auf so etwas kommt? „Wir haben 100 Dänen gefragt ..“ – oder wie?

Ich habe jedenfalls einen Deutschen in Dänemark gefragt, und mein Urteil ist: „Zuckersüß“ – aber ich bin auch kein Experte. Auffällig war nur, dass nichts vom Inhalt übrig blieb; sonst sortiert man ja immer das aus, was man nicht so mag. Der Zuckerschock war daher entsprechend heftig 😀

So, mal sehen wo man das Zeug in Säcken her bekommt …

Sonnensonntag in Dänemark

Freibad Islands Brygge
Freibad Islands Brygge

Genauso wie in Sachsen ist auch hier letztes Wochenende der Sommer ausgebrochen – allerdings hat man ihn sehr schnell wieder eingefangen. Vorteil gegenüber Kontinentaleuropa ist aber wohl definitiv, dass man hier den ganzen Tag auch mit meinem Teint auf einer Wiese sitzen kann, ohne auch nur annähernd Sonnenbrand zu bekommen.

Im Übrigen ist Grillen auch in Dänemark Volkssport, und so war besagte Wiese voller grillender am Grill stehender Menschen. Auffallend war aber mal wieder das skandinavische Verständnis von Privatsphäre: wenn kein Platz für dich und deine Gruppe ist, setze dich einfach irgendwo mit in einen bestehenden Halbkreis. So passt auch auf jeden Quadratmeter Wiese jemand.

Und obwohl die Wiese nahe Islands Brygge direkt am Kanal zwischen Amager und Seeland liegt, habe ich mir das Baden in der Ostsee doch verkniffen. Es gab aber einige, die mutiger waren als ich. Witzig ist allerdings das „Freibad“, was man in den Kanal gebaut hat. Vermutlich für Nichtschwimmer. Das Bild stammt allerdings vom April und nicht vom letzten Sonntag – so mutig ist hier dann doch keiner 😉

Spaß mit Google Translate

Warum man Google nicht blind vertrauen sollte:

Bemærk at denne webside ikke gemmer dit CPR nummer, men blot bruger det til at slå op i CPR registeret.

wird zu:

Bitte beachten Sie, dass diese Website nicht speichern Sie Ihre Sozialversicherungsnummer, sondern einfach benutzen zu verprügeln der CPR zu registrieren.

Deshalb soll man seine CPR Nummer also nicht preisgeben. 😉

Reisebericht Nr. 3: die „Invasion“ der Deutschen

Bootstour Kopenhagen
Tobias im Palmenhaus

Drachenturm der Börse
Nachdem ich schon einer nicht näher genannten Mutter (die anonym bleiben möchte) darauf hingewiesen wurde, dass hier ja noch ein Reisebericht fehlt, liefere ich den hiermit nach.

Am Pfingstwochenende hatte ich Besuch von meiner Familie. Auch wenn es der Posttitel vermuten lässt – soviel Familie habe ich auch wieder nicht. Jedoch beginnt gerade die Saison in Kopenhagen, und unter „Touristen“ versteht man hier vor allem Deutsche: es gibt kaum eine Ecke, kein Laden, wo nicht Deutsch gesprochen wird. Viele Studenten sind als Saisonarbeitskräfte hier herauf gekommen und arbeiten als Kellner oder Tour Guides. Fast schon ein wenig surreal und es führt manchmal zu witzigen Situationen: wenn man versucht mit einer Kellnerin zu kommunizieren, die nur spärlich Englisch spricht und irgendwann dahinter kommt, dass ihr Deutsch wahrscheinlich besser ist, macht dass die Kommunikation wesentlich einfacher.

Was gab es diesmal Spannendes zu sehen? Highlight war meiner Meinung nach die Bootstour, die vom Nyhavn startete und kreuz und quer durch Kopenhagen führt. Da die Stadt von vielen Kanälen durchzogen ist sieht man viele Ecken, von denen man noch nie gehört hat. Auch für mich sehr interessant. Man muss sich aber darauf einstellen, dass eine Bootstour über die Ostsee recht windig sein kann. Wir werden das evtl. auch für die CIG im August anbieten.

Was sonst noch Erwähnenswertes auf dem Programm stand: das Palmen- und Orchideenhaus des Botanischen Gartens hatte diesmal geöffnet. Ich habe ja keine Ahnung von Botanik, aber die Anzahl und Qualität der verschiedenen Arten, die sie dort Ausstellen, war beeindruckend.

Auffällig am Rande war aber, dass Pfingsten ein weiterer Anlass für die Dänen zu sein scheint überall ihre Nationalflagge zu hissen; allerdings tun sie das sowieso ständig. Auf dem Bild zu sehen ist die Kopenhagener Börse. Deren Turm windet sich aus den Schwänzen von vier Drachen in den Himmel. An der Spitze befinden sich drei Kronen, die die Wirtschaftsunion Dänemark, Schweden und Norwegen repräsentieren.

Apropos Pfingsten: die Öffnungszeiten an Feiertagen hier verstehe wer will. Eine Läden hatten auf wie an jedem Montag, andere hatten verkürzte Öffnungszeiten und wiederum andere hatten gar nicht auf.

Tyskland, 12 punkter!

So, „unsere“ Lena hat also den Grand Prix gewonnen und Deutschland steht Kopf wie nach dem Gewinn der Fußball Weltmeisterschaft – zumindest steht das in den deutschen Medien – die Dänischen begnügten sich meist mit einem kurzen Artikel über den Wettbewerb, die weiteren Plätze (Dänemark immerhin 4.) und lassen natürlich nicht den Hinweis aus, dass „Satelite“ u.A. von einem Dänen komponiert wurde.

Ob der Melodi Grand Prix dieselben beeindruckenden Marktanteile wie in Deutschland erreichen konnte, und das Interesse genauso so groß war, weiß ich nicht. Bekannt allerdings ist, dass die skandinavischen Grand Prix Fans an Lena interessiert waren. Wie man auf der Grafik sieht, stimmten die skandinavischen Länder nahezu geschlossen für Deutschland.

Und obwohl ich auf einer Grillparty war, konnte ich die Anwesenden davon überzeugen wenigstens den Fernseher laufen zu lassen. Aber als dann Deutschland klar in Führung lag versammelten sich dann doch noch andere um den Schirm. Ich hatte ja heimlich auch eine SMS für die kleine Hannoveranerin spendiert 😉
Gesprächsthema des Abends war aber auch, warum plötzlich Osteuropa nicht mehr die Punkte unter sich aufteilte; was ja u.A. dazu beigetragen hat, dass sich in Westeuropa niemand mehr so wirklich für den Wettbewerb interessiert hat. Vielleicht hat das mit der Regeländerung zu tun, dass nun auch im Finale 50% der Punkte aus jedem Land von einer Jury vergeben werden!?

Lena ist irgendwie ein spannendes innerdeutsches Phänomen: wie kann ein Mädchen aus einer Casting Show bei einem Wettbewerb, der eigentlich schon für tot erklärt worden ist,  mit einem guten (aber meiner Meinung nach nicht überragenden) Lied in Deutschland so etwas auslösen? Der Gewinn des ESC ist ja quasi „nur“ die Bestätigung dafür.
Angela Merkel schrieb in ihrer Glückwunschbotschaft: „sie [Lena] ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands“. Vielleicht ist das das Geheimnis? Es geht nicht um Lena, sondern um eine Generation und Mittelschicht, die sich kulturell besser repräsentiert sieht als durch Casting-Knastis oder Entflohene des Mutantanstadels? Wer weiß.

Hier in Kopenhagen ist dieses Bild glaube ich schon lange erreicht, aber hier geht man auch traditionell etwas unverkrampfter mit allem (und auch Deutschland) um. Apropos, der „Sieger der Herzen“ war hier eindeutig Holland. Wenn man den Song mit etwas ironischer Distanz betrachtet, ist die Folklorenummer ein witziger Ohrwurm.

Har Du H-Milch?

In Dänemark ist eigentlich alles prima, Wetter, Land Leute sind toll. Das Essen schmeckt und das Hotel ist gut – so, oder so ähnlich würde ich wohl eine Postkarte beginnen. Das einzige, was tierisch nervt, ist das sie hier keine Milch verkaufen, die länger als eine Woche überlebt. Egal ob im Kühlschrank oder nicht, geöffnet oder ungeöffnet, nach wenigen Tagen verändert sich die Konsistenz von Milch zu Moppelkotze. Mehr als einen Liter pro Einkauf zu kaufen ist zwecklos! Angeblich verkauft Aldi H-Milch – nur habe ich keinen Schimmer wo Aldi hier ist. Und das spricht dafür, dass es mir zu weit ist dahin zu laufen.

Wenn mich also im Laufe der nächsten Zeit jemand besuchen kommen und ein Gastgeschenk mitbringen möchte: über H-Milch würden ich und mein Kaffee sich tierisch freuen! So, das musste mal gesagt werden 😉