Ethnologie der Supermarktkasse

Ich finde ja, einer der spannendsten Orte, an dem man kulturelle Unterschiede untersuchen kann, sind Supermarktkassen! Während in Deutschland (wie glaube ich fast alles aus Sicht des Auslandes) auf maschinenhafte Geschwindigkeit und Effizienz getrimmt ist, sonst erntet man böse Blicke vom Hintermann:

Die Wurst *beep* Der Käse *beep* bezahlen und jetzt SCHNELL … SCHNELL … RAUS … RAUS! – Vermutlich noch aus Zeiten des drohenden Krieges?

In England ist sie eher nach der britischen Begeisterung in der Schlange zu stehen ausgerichtet. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass wirklich jeder Kassierer in Zeitlupe scannt und dann auch noch mit jedem Kunden, den er kennt oder nicht kennt, auch noch einen Klönschnack anzufangen.

In Dänemark hingegen ist esreher der Wortlose. Wirklich, man kann an einer Supermarktkasse bezahlen, ohne das Kunde und Kassierer auch nur ein einziges Wort verlieren. Und das ist scheinbar gesellschaftlich akzeptiert – und ich dachte nur, mit dem „dummen“ Ausländer spricht mal wieder kein Wort. Wenn aber ein Dialog zu Stande kommt sind die Kassierer sehr kreativ, was die Fragen angeht. Mitlerweile habe ich die dänischen Floskeln wie: Hallo, Hier bitte, Danke, Auf Wiedersehen, Möchtest Du eine kleine Tüte?, Möchtest Du eine große Tüte? etc. drauf – alles was man halt so an eienr Supermarktkasse auf Dänisch erzählen könnte.

Doch vorhin hat es mein Lieblingskassierer wieder geschafft mir ein „Sorry?“ zu entlocken und mich als Ausländer zu enttarnen (das vergisst er nämlich immer wieder): „nur soviel?“ und zeigte mit der einen Hand auf das Display der Kasse, welches den Endbetrag zeigt, und mit der Anderen auf die 20er Kiste Bier, die ich gerade gekauft hatte. Was glaubt der Schlawiner denn, wie viel ich übers Wochenende saufen will? Oder will er mir noch eine Spende für seinen Laden abknöpfen? Ich wählte die Generalantwort. „Yeah, thanks …uhuu!?„.

Er hat man mich dann aber doch nicht dumm sterben lassen: in Dänemark scheint es üblich zu sein, dass man neben dem Kauf der Waren auch noch einen kleinen Betrag Bargeld „abheben“ kann wenn man mit Karte bezahlt. Die Kasse zahlt es aus und bucht es per Lastschrift vom Konto mit dem Betrag für den Einkauf ab. Das spart einem den Gang zum nächsten Geldautomaten.

Komisch, in Deutschland habe ich immer hasserfüllte Blicke geerntet, wenn ich danach gefragt habe. Na ja, da ich hier eh alles mit der Karte bezahle, werde ich diesen Service wohl selten benutzen. Trotzdem spannend.

Geld auf Abwegen

Dänische Geldautomaten sind toll … die erkennen an der Karte, die man in sie einführt, in welcher Sprache sie das Menü anzeigen sollen. Dumm nur, wenn man dann einem Deutschen eine dänische Karte in die Hand drückt. Ok, mit genügend Zeit und einem Onlineübersetzer ist es auch für mich möglich mit so einer Maschine Geld zu überweisen. Nur ebenfalls dumm, wenn man dabei in einem mit Menschen überquellenden Bankraum und hinter einem der dänische Mob steht – ok, irgendwann hat sich dann jemand erbarmt mit mir meine Miete zu überweisen – hoffentlich kommt die jetzt auch beim Richtigen an.

Kleines Detail am Rande: die Universität hat das Geld für Dezember noch nicht überwiesen, also schnustracks in die Personalabteilung gelaufen. Jetzt muss man wissen, dass in Dänemark Löhne nicht auf ein spezielles Konto überwiesen werden, sondern einfach an die Personalausweis (CPR) Nummer. Und genau diese Verknüpfung dauert bei mir wohl mehr als drei Wochen, also haben sie das Geld heute per Hand auf mein Konto überwiesen und morgen sollte es auf meinem Konto sein.

Apropos Geld, als ich den Überweisungsbeitrag gesehen habe, traf mich fast der Schlag, das war kaum mehr als ich für meine Miete bezahle. Hatte ich mich so verkalkuliert!? Zum Glück nicht, auch wenn die Auflösung nur minder weniger erfreulich ist. Wenn man nach Dänemark zieht braucht man neben einer CPR Nummer für die Sozialversicherung wie in Deutschland auch eine Steuerkarte. Und genauso wie Deutschland stellt Dänemark dieses System gerade auf ein Elektronisches um. Also habe ich mir den Gagng zum Finanzamt gespart, weil man mir beim Børgerservice sagte, dass das jetzt alles automatisch gehen würde, und ich mich um nichts kümmern brauche. Heute sagte man mir: „Ja, das stimmt …. wenn Sie eine Steuerkarte haben„.

Also werde ich mir morgen eine Steuerkarte besorgen – denn wenn man keine hat, wird man nämlich mit 68% besteuert – weiß ich jetzt. Mal sehen, wie ich mein Geld vom Dezember wiederbekomme. 🙁