Tyskland, 12 punkter!

So, „unsere“ Lena hat also den Grand Prix gewonnen und Deutschland steht Kopf wie nach dem Gewinn der Fußball Weltmeisterschaft – zumindest steht das in den deutschen Medien – die Dänischen begnügten sich meist mit einem kurzen Artikel über den Wettbewerb, die weiteren Plätze (Dänemark immerhin 4.) und lassen natürlich nicht den Hinweis aus, dass „Satelite“ u.A. von einem Dänen komponiert wurde.

Ob der Melodi Grand Prix dieselben beeindruckenden Marktanteile wie in Deutschland erreichen konnte, und das Interesse genauso so groß war, weiß ich nicht. Bekannt allerdings ist, dass die skandinavischen Grand Prix Fans an Lena interessiert waren. Wie man auf der Grafik sieht, stimmten die skandinavischen Länder nahezu geschlossen für Deutschland.

Und obwohl ich auf einer Grillparty war, konnte ich die Anwesenden davon überzeugen wenigstens den Fernseher laufen zu lassen. Aber als dann Deutschland klar in Führung lag versammelten sich dann doch noch andere um den Schirm. Ich hatte ja heimlich auch eine SMS für die kleine Hannoveranerin spendiert 😉
Gesprächsthema des Abends war aber auch, warum plötzlich Osteuropa nicht mehr die Punkte unter sich aufteilte; was ja u.A. dazu beigetragen hat, dass sich in Westeuropa niemand mehr so wirklich für den Wettbewerb interessiert hat. Vielleicht hat das mit der Regeländerung zu tun, dass nun auch im Finale 50% der Punkte aus jedem Land von einer Jury vergeben werden!?

Lena ist irgendwie ein spannendes innerdeutsches Phänomen: wie kann ein Mädchen aus einer Casting Show bei einem Wettbewerb, der eigentlich schon für tot erklärt worden ist,  mit einem guten (aber meiner Meinung nach nicht überragenden) Lied in Deutschland so etwas auslösen? Der Gewinn des ESC ist ja quasi „nur“ die Bestätigung dafür.
Angela Merkel schrieb in ihrer Glückwunschbotschaft: „sie [Lena] ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands“. Vielleicht ist das das Geheimnis? Es geht nicht um Lena, sondern um eine Generation und Mittelschicht, die sich kulturell besser repräsentiert sieht als durch Casting-Knastis oder Entflohene des Mutantanstadels? Wer weiß.

Hier in Kopenhagen ist dieses Bild glaube ich schon lange erreicht, aber hier geht man auch traditionell etwas unverkrampfter mit allem (und auch Deutschland) um. Apropos, der „Sieger der Herzen“ war hier eindeutig Holland. Wenn man den Song mit etwas ironischer Distanz betrachtet, ist die Folklorenummer ein witziger Ohrwurm.