Reiseverwirrer Absurdistan #2

Jemand schrieb einmal:

Absurdistan, ein kleines Land, das an Molwanien grenzt. Hauptstadt Irrational. [..] Wer schon immer einmal etwas erleben wollte, das nur schwer in, dafür aber nie wieder aus dem Kopf geht, sollte diese Reise aus entsprechend vernunftlosen Gründen antreten und den Verstand zu Hause lassen. [..] Reisedauer unbegrenzt, eine zügige Weiterreise in die Realität wird empfohlen.

Der Text verschweigt allerdings das Tickets erst am Schalter des ewigen Wartens gelöst werden müssen, der von den Menschen, deren Vorschläge man nicht annehmen sollte, betrieben wird. Sollte man von etwaigen Reiseführern angesprochen werden, so sollte aus dem Pauschalurlaub eine Individualreise gemacht werden.

Klar & frisk

Anfang Oktober öffnet direkt gegenüber der ITU eine Fitnesskette ihre neue Filiale. Deren Eröffnungsangebot, eine Mitgliedschaft für 100 Kronen pro Monat, habe ich mal als Anlass genommen wieder etwas Zeit für meine körperliche Fitness zu tun. Ich hätte zwar auch für den selben Preis den Fitnessraum im Keller der Uni nutzen können, aber so bekomme ich vernünftige Umkleiden, Duschen und ansatzweise so etwas wie die Betreuung durch Trainer. Wird wohl nicht anders sein als bei McFit in Deutschland, nur das man hier keine Liebes-Paraden versemmelt.

Eigentlich ist das total uninteressant. Ich blogge das aber deshalb, dass der soziale Druck – da später auch wirklich mal hin zu gehen – größer ist. Ich kenn‘ mich doch 😀

Urlaub zuhause kann sandig sein

Dänemark steckt mitten im Sommerloch. Die Meisten sind im Urlaub, in der ITU und insgesamt passiert nicht viel – von der WM mal abgesehen – daher ist es auch hier im Blog etwas ruhiger. Im Moment beschäftige ich mich eher mit unabhängiger „Forschung“ 😉

Bisher war es für mich noch nicht so ausschlaggebend auf einer Insel, und 5km von der Ostsee entfernt, zu wohnen. Aber wenn man in 10 Minuten mit dem Fahrrad am Sandstrand sein kann, dann hat das durchaus etwas für sich. Heute war allerdings eine Techno-Strandparty, und die Strandanlage brechend voll. Vielleicht gehe ich morgen noch mal an den Strand und kann mich in die Sonne legen – oder Übermorgen, oder Überübermorgen oder danach .. 8)

Dann hat man wieder seine Ruhe:

Amager Strandparken
Amager Strandparken

Wer in Dänemark krank ist sollte etwas Zeit mitbringen #2

Hatte ich mich vor zwei Monaten noch über die Kompliziertheit des dänischen Gesundtheitssystem beklagt, scheint es wesentlich simpler zu sein, wenn man einmal den Eingangstest durchlaufen hat. Meine Email, wann ich mir Nachschub abholen könne, wurde lapidar mit: „komm einfach vorbei wenn’s Dir passt“ beantwortet. Vor Ort wurde mir einfach eine neue Box  in die Hand gedrückt. einfach nur eine verfügbare Krankenschwester finden, die bloß Namen und Sozialversicherungsnummer wissen wollte. Kein Termin, keine Wartezeit, kein Rezept und keine Quartalsgebühr –

Anekdote #1: 15km Fahrradfahren durch die Innenstadt Kopenhagens sind ein Abenteuer und eigentlich einen eigenen Artikel wert.

Anekdote #2: Wenn man eine reale Email mit den Worten pickup your refill bekommt, wird diese nicht als Spam ausgefiltert.

Ein Spandauer aus Kopenhagen

Ein kopenhagener Spandauer
Ein kopenhagener Spandauer

Diese Foto wollte ich schon länger mal machen. Ich empfehle nämlich immer Besuchern vor der anreise, dass die einzig genießbare Speise, die auf derFähre Rødby-Fehmarn verkauft werden, Kopenhagener sind. Alles andere dort ist nur mittelmäßige Fastfoodkost. Nicht mal røde Pølser haben die.

Allerdings gibt es die Spandauer (so heißt das Gebäck hier, nicht zu verwechselt mit Wienerbrød) nicht am normalen Tresen, sondern nur dort wo das maritime Personal Kaffee und Zigaretten verkauft. Damit man die trotzdem findet, habe ich es immer als „Obstplunder ohne Obst“ beschrieben. Aber für die nächst Überfahrt gibt’s jetzt hier für alle das ultimative  Suchbild: haben Sie dieses Gebäck schon einmal gesehen? Nein, ich war zur Backzeit nicht an Bord, ich bin unschuldig.

Ethnologie der Supermarktkasse

Ich finde ja, einer der spannendsten Orte, an dem man kulturelle Unterschiede untersuchen kann, sind Supermarktkassen! Während in Deutschland (wie glaube ich fast alles aus Sicht des Auslandes) auf maschinenhafte Geschwindigkeit und Effizienz getrimmt ist, sonst erntet man böse Blicke vom Hintermann:

Die Wurst *beep* Der Käse *beep* bezahlen und jetzt SCHNELL … SCHNELL … RAUS … RAUS! – Vermutlich noch aus Zeiten des drohenden Krieges?

In England ist sie eher nach der britischen Begeisterung in der Schlange zu stehen ausgerichtet. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass wirklich jeder Kassierer in Zeitlupe scannt und dann auch noch mit jedem Kunden, den er kennt oder nicht kennt, auch noch einen Klönschnack anzufangen.

In Dänemark hingegen ist esreher der Wortlose. Wirklich, man kann an einer Supermarktkasse bezahlen, ohne das Kunde und Kassierer auch nur ein einziges Wort verlieren. Und das ist scheinbar gesellschaftlich akzeptiert – und ich dachte nur, mit dem „dummen“ Ausländer spricht mal wieder kein Wort. Wenn aber ein Dialog zu Stande kommt sind die Kassierer sehr kreativ, was die Fragen angeht. Mitlerweile habe ich die dänischen Floskeln wie: Hallo, Hier bitte, Danke, Auf Wiedersehen, Möchtest Du eine kleine Tüte?, Möchtest Du eine große Tüte? etc. drauf – alles was man halt so an eienr Supermarktkasse auf Dänisch erzählen könnte.

Doch vorhin hat es mein Lieblingskassierer wieder geschafft mir ein „Sorry?“ zu entlocken und mich als Ausländer zu enttarnen (das vergisst er nämlich immer wieder): „nur soviel?“ und zeigte mit der einen Hand auf das Display der Kasse, welches den Endbetrag zeigt, und mit der Anderen auf die 20er Kiste Bier, die ich gerade gekauft hatte. Was glaubt der Schlawiner denn, wie viel ich übers Wochenende saufen will? Oder will er mir noch eine Spende für seinen Laden abknöpfen? Ich wählte die Generalantwort. „Yeah, thanks …uhuu!?„.

Er hat man mich dann aber doch nicht dumm sterben lassen: in Dänemark scheint es üblich zu sein, dass man neben dem Kauf der Waren auch noch einen kleinen Betrag Bargeld „abheben“ kann wenn man mit Karte bezahlt. Die Kasse zahlt es aus und bucht es per Lastschrift vom Konto mit dem Betrag für den Einkauf ab. Das spart einem den Gang zum nächsten Geldautomaten.

Komisch, in Deutschland habe ich immer hasserfüllte Blicke geerntet, wenn ich danach gefragt habe. Na ja, da ich hier eh alles mit der Karte bezahle, werde ich diesen Service wohl selten benutzen. Trotzdem spannend.

Süßer Reimport nach Deutschland

Dänischer Matador Mix
Dänischer Matador Mix

Blogleserin „Pitty“ hat sich von mir etwas seltsames als Hochzeitsgeschenk gewünscht: „Matador Mix“ stand auf meinem Zettel.
Huh, was ist das denn? „Falscher Teil Europas“ war mein erster Gedanke. Eine Google Suche offenbarte: es handelt sich um eine Weingummimischung von Haribo, quasi DEM deutschen Süßwarenhersteller.
Erneut: „huh?“ Haben die den Verkauf von Süßwaren in Deutschland eingestellt? Ich bin nicht so der große Fan von Weingummi – kann ja sein …

Nein, haben sie nicht. Haribo verkauft unter dem selben Namen in Dänemark nur etwas völlig anderes. Während in Deutschland in der Tüte vor allem Lakritze und Salmiakhaltiges ist, sind im sonst so lakritzverrückten Dänemark hauptsächlich Fruchtgummi und  süße Dragees in der Tüte. Ist schon spannend wie sich die Geschmäcker zwischen Ländern unterscheiden. Wie das Marketing wohl auf so etwas kommt? „Wir haben 100 Dänen gefragt ..“ – oder wie?

Ich habe jedenfalls einen Deutschen in Dänemark gefragt, und mein Urteil ist: „Zuckersüß“ – aber ich bin auch kein Experte. Auffällig war nur, dass nichts vom Inhalt übrig blieb; sonst sortiert man ja immer das aus, was man nicht so mag. Der Zuckerschock war daher entsprechend heftig 😀

So, mal sehen wo man das Zeug in Säcken her bekommt …

Sonnensonntag in Dänemark

Freibad Islands Brygge
Freibad Islands Brygge

Genauso wie in Sachsen ist auch hier letztes Wochenende der Sommer ausgebrochen – allerdings hat man ihn sehr schnell wieder eingefangen. Vorteil gegenüber Kontinentaleuropa ist aber wohl definitiv, dass man hier den ganzen Tag auch mit meinem Teint auf einer Wiese sitzen kann, ohne auch nur annähernd Sonnenbrand zu bekommen.

Im Übrigen ist Grillen auch in Dänemark Volkssport, und so war besagte Wiese voller grillender am Grill stehender Menschen. Auffallend war aber mal wieder das skandinavische Verständnis von Privatsphäre: wenn kein Platz für dich und deine Gruppe ist, setze dich einfach irgendwo mit in einen bestehenden Halbkreis. So passt auch auf jeden Quadratmeter Wiese jemand.

Und obwohl die Wiese nahe Islands Brygge direkt am Kanal zwischen Amager und Seeland liegt, habe ich mir das Baden in der Ostsee doch verkniffen. Es gab aber einige, die mutiger waren als ich. Witzig ist allerdings das „Freibad“, was man in den Kanal gebaut hat. Vermutlich für Nichtschwimmer. Das Bild stammt allerdings vom April und nicht vom letzten Sonntag – so mutig ist hier dann doch keiner 😉

Har Du H-Milch?

In Dänemark ist eigentlich alles prima, Wetter, Land Leute sind toll. Das Essen schmeckt und das Hotel ist gut – so, oder so ähnlich würde ich wohl eine Postkarte beginnen. Das einzige, was tierisch nervt, ist das sie hier keine Milch verkaufen, die länger als eine Woche überlebt. Egal ob im Kühlschrank oder nicht, geöffnet oder ungeöffnet, nach wenigen Tagen verändert sich die Konsistenz von Milch zu Moppelkotze. Mehr als einen Liter pro Einkauf zu kaufen ist zwecklos! Angeblich verkauft Aldi H-Milch – nur habe ich keinen Schimmer wo Aldi hier ist. Und das spricht dafür, dass es mir zu weit ist dahin zu laufen.

Wenn mich also im Laufe der nächsten Zeit jemand besuchen kommen und ein Gastgeschenk mitbringen möchte: über H-Milch würden ich und mein Kaffee sich tierisch freuen! So, das musste mal gesagt werden 😉