Kino

Und noch einen Preiserlebnis hatte ich vergangene Woche: zum ersten Mal im Kino in Dänemark gewesen. Der Besuch eines 3D Films kostet hier 15€. Das ist zwar dasselbe wie der Preis eine Kinokarte in Deutschland, allerdings muss man bedenken, dass man hier keine synchronisierte Version bekommt; das hat den Vorteil, dass Filme meist früher als in Deutschland starten.
Die Untertitel werden in 3D quasi „über“ der ersten Sitzreihe eingeblendet. Wer Englisch versteht, blendet die aber sowieso mental sehr schnell aus. Auch sehr kurios: Filme scheinen hier ohne Werbung zu starten bzw. zur angegebenen Zeit beginnt der Hauptfilm. Wer Pech hat verpasst den Anfang des Films.

Der Film (Tron Legacy) ist übrigens ganz witzig, aber wesentlich mehr Mainstream als das Original von 1982. Wer aber auf 3D Computeroptik steht, wird hier bestens bedient.

Zahnärzte

Ich war am Montag zum ersten Mal hier bei einem Zahnarzt, da mir eine Füllung teilweise ausgebrochen war. Nichts Großartiges. Aber, da Zahnarztkosten von der Krankenversicherung nicht gedeckt sind, immerhin über 800 Kronen (ca. 110€), die ich berappen durfte. Für Größeres wie eine (Zahn)Krone empfiehlt sich dann wohl wirklich eine private Zusatzversicherung abzuschließen.
Oder aber man nimmt eine dieser „Butterfahrten“ nach Schweden oder Deutschland wahr, wo man mit einem Reisebus in das jeweilige Land gekarrt wird und dort ein paar Stunden Zeit zum billig Einkaufen oder Arztbesuche hat.
Das ist mir aber zu aufwändig: man kann zwar innerhalb der EU überall einen (Zahn)Arzt aufsuchen, jedoch muss man in den meisten Fällen die Behandlung vor Ort erst einmal selbst vor strecken und muss sich dann das Geld von der Kommune wiederholen.  Allerdings bekommt man dann in Deutschland die (besser)Behandlung eines Privatpatienten – eigentlich pervers.

Das Medina Konzert

Dänemark hat auch eine Lena-Meyer Landrut – ok, sie heißt Medina mit Künstlernamen statt Lena, entstammt keiner Castingshow und macht völlig andere Musik – ist aber in Dänemark genauso populär wie das Eurovisions Mädchen in Deutschland. Medinas Musik ist eher wuchtig, hauptsächlich elektronisch und für Clubs (neusprachlich für Diskotheken) gedacht. Aber auch wenn man hier die Radiosender anschaltet, hört man Medinas Lieder mindestens einmal pro Stunde. Eben dieses war mein Antrieb letztes Jahr zum ersten Mal ein bisschen mehr Dänisch zu lernen, als nur über das Wetter und meinen Namen zu reden. Mittlerweile hat sie zwar auch englischsprachiges Album erstellt und tourt damit durch Deutschland, ihre besten Songs sind aber nach wie vor auf Dänisch.

Leider kann niemand sonst den ich kenne ihre Musik leiden, also bin ich heute Abend kurzerhand alleine auf Medinas Konzert in Kopenhagen gegangen. Nun, die gute Medina hat nicht nur für mich gesungen, da waren noch 1000 andere 😉 Seltsamerweise war 70% des Publikums weiblich, auch wenn Medina meistens nur mit einem Hauch von Nichts auf der Bühne stand. Und trotz dessen, dass Musik und Texte eher an Erwachsene gerichtet sind, waren im Publikum viele Kinder und Teenies mit ihren Eltern.

Ich war außerdem so früh da, dass ich es in die erste Reihe vor der Bühne geschafft habe. So konnte ich trotz der miserablen Optik in meinem Handy ein Erinnerungsfoto schießen, auf dem man sogar etwas erkennt. Auch ein Händedruck habe ich bekommen, aber mein Kreischen ging in dem der 20 Pupertierenden neben mir unter 😉

Medina im Vega
Medina im Vega

Wer sich für elektronische Musik interessiert, kann sich ja mal bei Youtube umsehen. Ich glaube ihre aktuelle (englische) Single ist „Addiction“. Aber wie oben erwähnt, sucht lieber die dänischen Titel.

Julehjerte … christmashjerte … christmashea … will you buy this?

Heute Morgen wurden der Stadtteil von mehreren Gruppen von Kindern im Grund- oder Vorschulalter belagert; bewaffnet mit einer Sammelbüchse für Kleingeld und einem Bogen Aufkleber. Die Kleinen sammelten Spenden für die gemeinnützige Aktion Julehjerte (dt. Weihnachtsherz). Jeder, der zwei Kronen gab, bekam einen herzförmigen Aufkleber an die Jacke geheftet. Als ich neugierig mit meinem bescheidenen Dänisch fragte, ob sie denn wissen, wofür sie eigentlich sammelten, schaute ich nur in unverständliche Gesichter – ok, die zwei Mädchen waren wohl nicht an ausländische Akzente gewöhnt.

Daraufhin entschuldigte ich mich auf Englisch, dass ich nicht so gut Dänisch spreche und wollte eigentlich meinen Weg fortsetzen. Da sagte die eine Kleine ganz keck: No problem, I’ll explain it to you .. this is a julhjerte .. äh .. a christmas … christmashjerte and it stands for äh … will you buy this? Das brachte mich so zum Lachen, dass ich ihr den Sticker für zwei Kronen abgekauft habe. Allerdings konnte ich auch mit Hilfe von Google nicht herausfinden, für welche Spendenaktion sie eigentlich gesammelt haben.

Ein Julehjerte kommt übrigens auch ganz oft an deutschen Weihnachtsbäumen zum Einsatz: Wikipedia

Kein Adventskranz

Da rennt man wochenlang an den Stapeln von Adventskalendern und -kränzen in den Geschäften vorbei, doch wenn einem auffällt, dass es ganz plötzlich der 1. Dezember ist, und der 1. Advent schon längst war, dann ist natürlich alles restlos ausverkauft – Menno! 😥

1 Jahr Dänemark

Ok, vermutlich gibt es Dänemark schon etwas länger als ein Jahr, aber mir ist gerade aufgefallen, dass ich genau vor einem Jahr nach Kopenhagen gezogen bin. Ein guter Zeitpunkt um zurück zu blicken. Ich glaube, hierher zu kommen, war meine beste Entscheidung in den letzten 5 Jahren – ich weiß nur noch nicht genau warum.

Zum einen ist da der Aspekt im Ausland zu leben. Alle, die schon einmal für etwas längere Zeit nicht in Deutschland gelebt haben, werden mir da vermutlich zustimmen: allein das ist eine wundervolle Erfahrung. Nicht nur, dass man neue Kulturen und Herangehensweisen lernt, man bekommt auch ganz neue Ansichten von Deutschland. Man wundert sich ein um das anderen Mal mehr, was wir Deutschen manchmal für merkwürdige Ansichten haben. Gerade die German Angst versteht man im Ausland  erst richtig. Kulturell unterscheidet sich Dänemark von Deutschland im Grunde ja nur unwesentlich; auch wenn mir jetzt wahrscheinlich gleich jemand mit dem Dannebro eins über die Rübe zieht – ernsthaft, während ich hier „nur“ mit der Sprache und dem Aufbau eines neuen Freundeskreises kämpfe, sind meine Kollegen aus Italien, Spanien oder Griechenland noch mit dem Essen, dem Wetter und der Tatsache, dass Ampeln hier eine Bedeutung haben, beschäftigt.
Apropros Freundeskreis: ins Ausland zu ziehen hat ja nicht nur Vorteile. Man fängt bei null an, lebt erst einmal nur für den Job und hält sich auch am Wochenende die meiste Zeit in der Uni auf. Es ist zwar nett und spannend, dass alle Kollegen aus unterschiedlichen Regionen der Erde (nur leider niemand aus Dänemark) kommen, doch lebt man dann gemütlich in seiner „Ausländer-Blase“ vor sich hin. Die Integrationsdebatte, die Deutschland ja den vergangenen Sommer über groß bewegte, erlebe ich aus der anderen Perspektive. Und in sofern haben die Recht, die auf die Integrationsverweigerer schimpfen, dass Integration bei denen anfängt, die sich zu integrieren haben. Allerdings haben wir im Okzident auch leicht reden, ist es doch nichts Anderes für uns sich in Dänemark, Spanien oder England zu integrieren; eigentlich ist das alles ein Kulturkreis.
Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte: Kontakt zu Dänen muss man suchen, und es hat mich viel Zeit und Mühe gekostet hier ein paar Kontakte aufzubauen. Kurios allerdings: Dänisch spreche ich mit denen auch nicht. Mein Wortschatz beschränkt sich zwar nur auf wenige Grundlagen, aber hier besteht auch gar nicht der Anspruch oder die Notwendig das zu ändern. Alle sprechen halt Englisch – fertig aus.
Summa summarum: es ist manchmal ganz schön einsam im Ausland zu leben, und es kostet viel Kraft, aber die Erfahrungen sind es meiner Meinung nach definitiv wert.

Der andere Aspekt ist „die Branche gewechselt zu haben“; zurück nach Akademia. Mein eugentlicher Antrieb war die Frustration in meinem alten Job, das Gefühl völlig unsinnigen Paradigmen unterworfen zu sein, und an etwas zu arbeiten, dass keinerlei gesellschaftliche Relevanz – noch irgendeinen Novelty Aspekt – hat. All das habe ich jetzt nicht mehr. Ich kann mir vor allem meine Zeit frei einteilen. Wenn ich Lust dazu habe, kann ich auch bis vier Uhr morgens arbeiten und dann bis mittags um eins ausschlafen und niemand interessiert’s – meistens jedenfalls. Gerade das Konzept der Heimarbeit ist genial! Ich frage mich immer noch, wozu man eine Wohnung benötigt bzw. Energie darin investiert sie schön zu gestalten, wenn man die Woche kaum zuhause ist. Auf der andere Seite arbeite ich sicherlich mehr als die 37 Wochenstunden in meinem Arbeitsvertrag, wobei da erst einmal zu definieren wäre, was eigentlich „Arbeit“ an der Universität bedeutet; einmal abgesehen von Offensichtlichem wie Vorlesungen halten und Hausaufgaben korrigieren einmal abgesehen. Jedenfalls sitzt sicherlich keiner von uns von neun bis fünf an seinem Schreibtisch – warum auch? Geld bekommen für pure Anwesenheit? Was für ein Blödsinn!
Dafür muss man hier wesentlich eigenverantwortlicher Arbeiten, natürlich schaut mal jemand drauf, ob man hier nicht nur Unsinn mit dänischen Steuergeldern macht, doch was und wie man macht, dafür ist man im Wesentlichen selbst verantwortlich.
Natürlich ist solche Freiheit purer Luxus, und hängt vor allem damit zusammen, dass die bisherige Forschung im Bereich „Künstliche Intelligenz in Computerspielen“ sehr überschaubar ist. Geht man auch nur einen Meter in eine beliebige Richtung, so steht man im wissenschaftlichen Niemandsland.
Aber auch hier darf man sich mit unkooperativen bzw. inkompetenten Verwaltungsabteilungen herum schlagen. In Italien soll das aber noch nie absurder sein, also will ich mich nicht beschweren.

Was ist sonst so im letzten Jahr passiert? Ich hatte einige Besucher, manche blieben für mehrere Tage, andere nur für ein paar Stunden. Ich glaube viele waren überrascht, wie International Kopenhagen an sich, und die ITU im Speziellen ist. Dinge, die ich eigentlich gar nicht mehr so wahrnehme. Dank der Notwendigkeit mein eigenes Touristenprogramm aufzustellen, kenne ich jetzt auch fast jede Sehenswürdigkeit und eine Menge Kneipen und Cafés in der Innenstadt. Natürlich lade ich jederzeit dazu ein, sich vor Ort hier selbst ein Bild der Stadt zu machen.

Und zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: würde ich nach Deutschland zurückkehren wollen? Jaein. Beruflich kann ich das mit einem klaren „Nein“ beantworten. Die politischen und wirtschaftlichen Zeichen zeigen einfach, dass ich derzeit für mich keinerlei berufliche Perspektive sehe. Das Thema Computerspiele in der Forschung ist nicht einmal auf der politischen Agenda zu finden. Wahrscheinlich würde mich es da eher in die Vereinigten Staaten ziehen.
Ob kulturell und privat? Gute Frage. Man gewöhnt sich so schnell an andere Denkweisen und Ansprüche (Die Höflichkeitsform „Sie“ ist irgendwie komplett aus meinem Sprachgebrauch verschwunden), so dass mir Deutschland sicherlich etwas komisch und steif vorkommen würde. Andererseits bin ich hier auch noch nicht familiär gebunden,
so dass ich mich überraschen lasse, was in den nächsten zwei Jahren und darüber hinaus noch passieren wird …

Meerjungfrau zurück in Kopenhagen

So ein Mist, eigentlich wollte ich doch ein Foto davon machen, ist doch die kleine Meerjungfrau heute nach ihrer Chinareise feierlich wieder an ihren Platz gehoben worden.  Dänemarkurlauber können ab sofort wieder das Original anstatt nur eines Videobilds bestaunen:

„Oh, die ist aber klein, die übersieht man ja leicht!“

„Ja, rate doch mal, warum sie kleine Meerjungfrau heißt!?“

Bio-Netto

Fast direkt vor meiner Haustür gibt es hier einen kleinen Netto. Heißt zwar genauso wie sein deutscher Ableger, ist aber eine komplett andere Firma (für Dänemarkurlauber: der mit dem Hund). Der Laden ist zwar kleiner als ein deutscher ALDI, bietet aber auch irgendwie vom allem etwas an. Dieser Laden hat nun sein halbes Gemüse-, Fleisch- und Tiefkühlangebot auf Bio-Waren umgestellt. Und mit „umgestellt“ meine ich nicht, dass sie jetzt auch Bio-Waren anbieten – nein, ich meine „ersetzt“.  Man hat jetzt also die Wahl Bio-Bananen oder eben keine Bananen zu kaufen. Gefühlt hat sich der Preisdurchschnitt insgesamt 10% nach oben bewegt. Aber ob man nun 2,50 € oder 2,75 € für einen Bund Bananen bezahlt, macht aus deutscher Sicht auch keinen riesigen Unterschied.

Hundert Meter weiter ist ein großes Einkaufszentrum mit einem der größten Supermärkte hier in der Region, wo man auch alles weiterhin nicht-Bio bekommt. Trotzdem kann ich bei dem Netto vorhersehen, wenn mal eine Lieferung verspätet kam – denn dann sind die Regale leer wie die meisten dänischen Inseln. Und eigentlich ist der Laden immer recht gut gefüllt – auch oder vielleicht gerade sonntags.

Unter „großem Supermarkt“ versteht man hier übrigens etwas ganz Anderes. Das ist weit entfernt von deutschem oder amerikanischem Größenwahn, wo wir einen real,- in jedem zweiten Stadtteil haben, könnte der hier eine ganze Stadt versorgen. Wenn an ich an deutsche Supermärkte zurück denke, stelle ich mir oft die Frage, ob man wirklich 80 Pizzasorten von fünf Herstellern braucht. Zehn Sorten von zwei Marken tun es auch.

Auch bezweifle ich, dass diese „1,2 – alles Bio“ Aktion in Deutschland funktionieren würde. Die Bananen sind trotzdem lecker.

Nachtrag: Beim Shopblogger geht es gerade um die Preise für Bio-Weihnachtsgefügel und -braten. Die Preise zahle ich hier schon für nicht-Bio Sachen – das ganze Jahr über 😉

Der qualmende Elch

Gestern Abend bin ich im The Moose gelandet, einer Bar in Downtown Kopenhagen. Was wohl ursprünglich mal ein Irish Pub werden sollte, ist jetzt eine Mischung aus Bar und Raucherkneipe. Raucherkneipe? Ja, es scheint trotz EU-Rauchverbots eine Sonderregelung in Dänemark zu geben, die unter bestimmten Umständen das Rauchen erlaubt. Im vorderen Barraum allerdings nur bis Mitternacht, dann – nach Aufforderung des Barkeepers – machten alle ihre Kippen aus, gingen raus oder trollten sich in den Hinterraum.
Der Hinterraum verdiente eigentlich nicht die Bezeichnung „Raum“, „dunkles Loch“ träfe es eher: ein fensterloser, schwach beleuchteter Raum, dessen Wände an manchen Stellen nicht von mit einem Edding gekrakelten Graffitti voll waren. In dem Loch standen etwa 5 Tische an denen sich etwa 40 Menschen dränkten und eine Zigarette nach der anderen rauchten. Sieht so etwa genußvolles Rauchen aus? Ich meine, wenn sie wenigstens Poker oder anderweitiges illegales Glücksspiel betrieben hätten. Zum Glück musste ich diesen Raum nur auf dem Weg zur Toilette durchqueren. Die Toilette verdiente eigentlich gar nicht diese Bezeichnung … ach egal, diese Beschreibung erspare ich Euch.

Nach zweitem Hinsehen erkannte man sogar, warum die Bar Der Elch hieß. Im Vorderraum war die gesamte Bar mit Comicbildern von Elchen verziert, die in der einen oder anderen Weise Geschlechtsverkehr mit Frauen haben. Dazu Werbung von billigem Bier.

Auch wenn sich diese Bar als groteske Erinnerung in mein Gehirn gebrannt hat, am ekelhaftesten war es dann doch einmal wieder die verrauchten Klamotten heute Morgen in die Waschmaschine zu werfen. Das ist man – Gott sei dank – gar nicht mehr gewöhnt.