Kommunalwahl

Es ist wirklich ruhig geworden hier im Blog. Der Hauptgrund dafür ist wohl, dass einem nach fast vier Jahren das Land gar nicht mehr so spannend und fremd vorkommt, obwohl einiges davon sicherlich berichtenswert wäre. Nach dem Doktor bin ich (ohne Plan) einfach mal geblieben wo ich bin, auch wenn ich derzeit keine Stelle an der Uni mehr habe. Dafür arbeite ich jetzt in einer dänischen Firma, und daher zum ersten Mal mit dänischen Kollegen. Das ist auch irgendwie Forschung.

Seit Wochen fand hier in Dänemark der Wahlkampf für die Kommunalwahl statt. Ich habe dem aber nicht viel Aufmerksam geschenkt. Ich wusste zwar, dass man als EU Ausländer hier irgendwie wählen darf, doch als ich im Oktober immer noch keine Wahlbenachrichtigung im Briefkasten hatte, habe ich die Sache einfach vergessen. Denkste! Vor einer Woche hatte ich den Zettel im Briefkasten: Wahlbenachrichtigung für die Kommunal- und Regionswahl. Die Zeit, die man im EU Ausland vor der Wahl gelebt haben muss, ist nämlich ein Jahr, und nicht vier. Meine Klassenkameraden im Dänischkurs waren allerdings ganz überrascht, dass sie überhaupt wählen dürfen, und fanden Dänemark besonders generös. Allerdings ist das Königreich  allerdings laut Art. 20 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union verpflichtet, das jedoch nur am Rande. Wer möchte, kann sich darüber hinaus als Ausländer auch zur Wahl stellen; das alles gilt jedoch nicht für die nationalen Wahlen.

Also schnell die hundert Flyer, die meinen Briefkasten verstopfen, wieder aus dem Müll gekramt. Wen kann ich hier überhaupt wählen? In Deutschland weiß man ja in etwa, je nach politischer Couleur, welche Partei man wählt. Aber in einem (politisch) völlig fremden Land? Welche Parteien gibt es da überhaupt? Zum Glück (eher: leider) kämpft Dänemark aber auch mit einer gewissen Politikverdrossenheit, d.h. es gibt neben dem Wahlkampfgeprassel auch Informationskampagnen, Werbespots, und Internetseiten von offizieller Seite. Und auch eine dänische Version des „Wahl-O-Mat“ (hier, wer’s ausprobieren möchte) gibt es.

Heute war’s dann soweit, und natürlich war ich neugierig, ob das hier anders abläuft – und natürlich wollte ich meine Stimme abgeben 🙂 Das Wahllokal lag 50 Meter von meiner Wohnung entfernt, und bereits auf der Straße war zu erkennen, das innen großer Andrang herrschte. Dementsprechend durch organisiert war auch alles: hier für den Stimmzettel anstehen, Sozialversicherungskarte unter den Scanner halten, Wahlzettel bekommen, in die nächste Reihe stellen für eine Wahlkabine, in der Kabine Kreuz machen, auf der anderen Seite hinaustreten, und für eine Wahlurne anstellen. Zettel rein werfen, bitte auf der anderen Seite aus dem Gebäude hinaustreten.

Ich habe mehrmals in Deutschland als Wahlhelfer teilgenommen, und in verschiedenen Stätten an Wahlen teilgenommen – so einen Andrang habe ich dort noch nie erlebt. Und ich glaube nicht, dass der Wahlkreis hier größer ist. Schon interessant.

Bis heute Abend 20 Uhr ist eine Stimmabgabe noch möglich, übrigens auch zwei Stunden länger als in Deutschland üblich. Außerdem ist heute ein Dienstag (Wahlen in Deutschland sind ja grundsätzlich an einem Sonntag), die Idee dahinter ist, dass niemand einen freien Tag „opfern“ muss um zur Wahl zur gehen. Sollten man mal in Deutschland drüber nachdenken. Ab 20 Uhr gibt es dann die Live Hochrechnungen hier, mal schauen was passiert. Auch wenn’s „nur“ Kommunalwahlen sind.

PhD Thesis submitted / Doktorarbeit abgegeben

(English Version below)

Im letzten halben Jahr ist etwas still geworden hier im Blog. Das lag vor allem daran, dass ich mich auf das Schreiben meiner Doktorarbeit konzentriert habe. Zum Glück konnte ich sie zeitgemäß  einreichen, und die (nicht finale) Version stelle ich hier nun interessierten Lesern zur Verfügung.

It’s been a while since I posted here. The main reason is the time consumed by writing a doctoral thesis. Nevertheless, I was able to submit in time and uploaded the preliminary version to whoever it may interest.

Update: here’s the final version: Modelling and Generating Strategy Game Mechanics

 

Evolving Card Sets Towards Balancing Dominion

In this paper we use the popular card game
Dominion as a complex test-bed for the generation of interesting
and balanced game rules. Dominion is a trading-card-like game
where each card type represents a different game mechanic.
Each playthrough only features ten different cards, the selection
of which can form a new game each time. We compare and
analyse three different agents that are capable of playing
Dominion on different skill levels and use three different
fitness functions to generate balanced card sets. Results reveal
that there are particular cards of the game that lead to
balanced games independently of player skill and behaviour.
The approach taken could be used to balance other games with
decomposable game mechanics

PDF Download

Spicing up map generation

We describe a search-based map generator for the classic
real-time strategy game Dune 2. The generator is capable of creating
playable maps in seconds, which can be used with a partial recreation of
Dune 2 that has been implemented using the Strategy Game Description
Language. Map genotypes are represented as low-resolution matrices,
which are then converted to higher-resolution maps through a stochastic
process involving cellular automata. Map phenotypes are evaluated using
a set of heuristics based on the gameplay requirements of Dune 2.

PDF Download

Jahresrückblick 2011

„Jeder anständige Blog hat einen Jahresrückblick. Und meiner auch!“
Anonymous

Einen Guten Rutsch allerseits!

1. Zugenommen oder abgenommen?
Weder noch. Figur vielleicht etwas sportlicher *hust*

2. Haare länger oder kürzer?
Im Durchschnitt gleich. Auf die Frage „mehr oder weniger Haare?“ möchte ich nicht antworten!

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Laut Messung exakt gleich.

4. Mehr Kohle oder weniger?
Exakt dieselbe wie letztes Jahr.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?
Etwas mehr vermutlich, allerdings keine nennenswerten Summen. Nächstes Jahr wird dafür umso spannender!

6. Mehr bewegt oder weniger?
Mehr! ein bis zwei Mal die Woche!

7. Der hirnrissigste Plan?
Meine Pläne funktionieren! Immer!

8. Die gefährlichste Unternehmung?
Vor Kim Jong Ils Haustür aufzutauchen und mir in einem seiner Infiltrationstunnel den Kopf an der Decke zu stoßen.

9. Der beste Sex?

10. Die teuerste Anschaffung?
Siehe 5.

11. Das leckerste Essen?
Definitiv nichts aus Korea.

12. Das beeindruckendste Buch?
Ist das dasselbe wie „Buch, was Du gelesen hast, und Dir am meisten gefallen hat!“ ? Wenn nein, dann hat mich dieses Steve Jobs Buch beeindruckt, wie kann man mit einem Hype um seine Person auch noch posthum Kohle machen!? Falls ja, dann wäre das Zima Blue, eine Kurzgeschichtensammlung von Alastair Reynolds

13. Der ergreifendste Film?
Bestes Popcorn Kino: Sucker Punch, Bester deutscher Film: Kokowääh – ja, ich mag Til Schweiger Filme *schäm*

14. Die beste CD? Der beste Download?
Ich habe jetzt ein Spotify Account.

15. Das schönste Konzert?
Ich war bloß auf einem Konzert dieses Jahr, das Rundfunkorchester bei der Kulturnacht. Aber sie haben u.A. Star Wars gespielt!

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?
Arbeitskollegen – die auch zugleich Freunde sind

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?
Siehe 16

18. Vorherrschendes Gefühl 2011?
Arbeit! Arbeit! Arbeit!

19. 2011 zum ersten Mal getan?
Nach Asien geflogen. Einen Braten gebraten.

20. 2011 nach langer Zeit wieder getan?
Eine deutsche Weihnachtsfeier gefeiert, so mit Stollen, Feuerzangenbowle und allen drum und dran. Quasi als deutscher Kulturbotschafter im Ausland!

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Körbe, Rheumaschübe, das jemand meine Jacke klaut.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Wen: viele Was: mein Dissertationsprojekt funktioniert

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Woher soll ich das wissen?

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Aufmerksamkeit.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Jemand war sehr begeistert über meine Küchenausstattung und Kochkünste.

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Siehe 23

27. 2011 war mit einem Wort …?
Arbeit

 

Hannover zu Gast in Kopenhagen

Am Donnerstag war ich im Stadion um mir die Europa Liga Partie „Hannover 96 vs. FC Kopenhagen“ anzusehen. War ein tolles Spiel, die Stimmung war auch dank der 10.000 angereisten Fans prächtig und 96 hat gewonnen. Kleiner Wermutstropfen: wir saßen im Block der Gastgeber hinter dem Tor und die „guten“ Tore fielen auf der anderen Seite. Außerdem waren die meisten Zuschauer um uns herum natürlich nicht ganz so fröhlich über den Ausgang des Spiels. Sei’s drum, die Mannschaft der Heimatstadt mal vor so einer Kulisse erleben zu dürfen war toll.

Apropos Heimatstadt, ich merke immer mehr wie die 10 Jahre in Braunschweig in den Hintergrund rücken. Wenn mich hier jemand fragt, woher ich denn komme, antworte ich automatisch „Hannover“, obwohl ich dort schon seit 10 Jahre nicht mehr lebe. Am Anfang hier in Dänemark habe ich immer noch den Satz „Aber die letzten 10 Jahre ..“ nachgeschoben, doch das hatte zur Folge, dass ich umständlich erklären musste wo dieses Braunschweig eigentlich liegt. Zwei Erklärungen funktionieren manchmal: „bei Wolfsburg – dort wo die VWs herkommen“ oder „am Harzen (dän. für „der Harz“)“ denn Letzteres scheint ein beliebtes Winterurlaubsziel für Dänen zu sein. In den allermeisten Fällen hilft aber auch das nicht, also lass ich diesen Lebensabschnitt einfach unter den Tisch fallen.

Zwar waren die 10 Jahre in Braunschweig sicherlich eine schöne Zeit und es ist ein nettes Städtchen, aber – um ehrlich zu sein – ich vermisse weder dort zu wohnen noch „Events“ dort zu verpassen. Mittlerweile bin auch wieder mehr auf dem Laufenden was eigentlich gerade in Hannover passiert, auch wenn ich dort immer noch nicht mehr wohne. Jetzt wo Braunschweig nach zwei Jahren schon fast verblasst ist, frage ich mich wie das in 10 Jahren sein wird. Ich vermute aber, dass das – sollte ich noch einmal umziehen – mit Kopenhagen nicht so sein wird – hier passiert nämlich ab und zu mal was :mrgreen:

Regierungswechsel in Dänemark

Donnerstag wurde in Dänemark ein neues Parlament, und damit auch einen neuen Ministerpräsidenten, gewählt. Ich wollte eigentlich schon eher darüber schreiben, aber die letzten drei Wochen waren ziemlich stressig, und so ging das Ganze etwas an mir vorbei. Der Termin für die Parlamentswahlen sind nämlich keineswegs im voraus bekannt. Es liegt im Ermessen des Regierungschefs diesen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu wählen – und dieses Mal waren es drei Wochen Vorlauf. Wahlkampftouren, so wie in Deutschland, kennt man hier eher nicht. Wo sollte man auch hin fahren?

Das politische Land gliedert sich in zwei Blöcke: den blauen Block, bestehend aus den Konservativen, Liberalen, der Venstre (dt. Linke) und der Dänischen Volkspartei (DF). Über letztere kann man eigentlich nur den Kopf schütteln, ich würde sie mal vorsichtig als die „dänische NPD“ bezeichnen. Dieser Partei kam nämlich in den letzten 10 Jahren, in der eine Koalition aus Konservativen und Liberalen regierte, die Rolle des Mehrheitsgebers zu, und jedes politische Vorhaben wurde an absurde ausländerfeindliche Bedingungen geknüpft. Zuletzt die Wiedereinführen der ständigen Grenzkontrollen.

Doch nun hat Dänemark eine Ministerpräsidentin und wird wohl künftig aus einer Koalition von Sozialdemokraten, Sozialisten, „radikalen Linken“ und einer Einheitsliste regiert – der rote Block. Dominierendes Wahlkampfthema war allerdings die wirtschaftliche Lage des Landes, und der rote Block hat mit dem Wahlversprechen gepunktet, ein großes Investitionspaket, u.A. für das Bildungswesen, auf den Weg zu bringen. Große Änderungen in der Außenpolitik sind wohl erst einmal nicht zu erwarten, immerhin hat man angekündigt die Grenzkontrollen wieder abzuschaffen. Allerdings wird da wohl noch mehr kommen: die „Radikale Venstre“ und die linke Einheitsliste spielen das Spiel nun umgekehrt und verlangen als Mehrheitsgeber massive Änderungen in der Ausländerpolitik in die andere Richtung. Mal sehen, was da noch kommt.

Ich habe mir das Meiste der Wahlnacht angesehen. Die Wahlberichterstattung war doch ziemlich anders; skuril: viele Kandidaten wurden live bei ihren Familien zuhause besucht. Die neue Ministerpräsidentin wurde vom Fernsehen von ihrer Haustür bis zu Wahlparty begleitet. Überhaupt waren alle am Feiern, nur bei der DF gab’s lange Gesichter. Eigentlich wird es mal Zeit, dass die EU das Wahlrecht für Ausländer reformiert, dann kann ich vielleicht auch mal mitfeiern oder zumindest wählen gehen 😉

Korea III – Macht’s gut, und danke für den Fisch!

Nach Tagen der Konferenz hatte ich noch Zeit in mein Touristen-Outfit zu schlüpfen und ein wenig die Stadt zu erkunden. Wobei es „wenig“ ziemlich genau trifft: die Stadt ist so riesig, dass man eine Stunde mit der Metro durch die Gegend fahren kann, ohne das Dichte an Wolkenkratzern abnimmt. Der Strom an Menschen ist schier unendlich. Leider kann man mit diesen wenig bis gar nicht kommunizieren, da es kaum jemanden zu geben scheint, der flüssig Englisch spricht. Da bleibt nur wieder auf die bewährte „Hand & Fuß“ Methode zurück zu greifen. Und dabei laufen dort so viele hübsche Koreanerinnen herum – Moment, ich schweife ab.

Auf dem Pflichtprogramm stehen diverse Paläste, Tempel und Museen, und ganz mutige wagen sich auf einen der vielen Gassenmärkte oder in ein einheimisches Restaurant. Das koreanische Essen und ich werden aber ganz sicher keine Freunde mehr werden: entweder gibt es etwas mit Kohl (bzw. „kimchi“), was erbärmlich schmeckt, oder etwas, was fünf Minuten vorher noch gelebt hat. Das hat uns in einem Fischimbiß allerdings das Übersetzen der Karte erspart: einfach auf das schwimmende Vieh im Wassertank gezeigt und schwubs war es in der Küche verschwunden. Wer sich mit solcherlei Experimenten nicht befassen will, drückt sich einfach in einer der diversen westlichen Starbucks, Pizza Huts etc. herum, die es dort in Massen gibt und von Massen bevölkert werden. Die gleiche Ernüchterung setzt bei den Malls ein: es werden die gleichen Waren wie in Europa verkauft- zu den gleichen Preisen. Wer günstig shoppen will muss wohl nach China fahren; aber wer weiß, was er dort bekommt. Witzige Randnotiz: sämtliche Geräte, Metrozügige, automatische Schiebetühren, Aufzüge, Treppenlifte etc. spielen lustige Melodien ab wenn man sie benutzt.

Das eigentliche Highlight der letzten Tage war allerdings ein Trip in die entmilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea. Zumindest im Süden hat man die von der NNSC kontrollierte Zone zur Touristenattraktion ausgebaut: neben großzügigen Aussichtsplattformen hat man mitten in die Zone einen kleinen Freizeitpark für die Kinder gebaut. Ein Dorf weiter steht die 2002 entstandene Dorasan Station, die allerdings noch nie benutzt wurde. Eine große moderne Halle liegt dort wie ein Flughafenterminal. Neben dran die Gleisanlage, bereit den Betrieb morgen aufzunehmen. Jedoch wird die Station nur von der Militärpolizei und den gelegentlich herein strömenden Touristen bevölkert. Zugfahrten in den Norden waren geplant, jedoch hat die Regierung in Pjöngjang spontan ihre Meinung geändert. Es gibt allerdings einen Fabrikkomplex im Norden der DMZ, der von südkoreanischen Firmen erbaut wurde. Dorthin fährt zwei Mal pro Tag ein Auto/Zug um Waren abzuholen/bringen. Die Arbeiter sind Nordkoreaner, weil billiger: sie erhalten 100$ Lohn im Monat, von denen die Regierung in Pjöngjang 30$ als Steuer einbehält. Die Armen schuften, die Reichen feiern.

Höhepunkt war die Besichtigung des 3. Infiltrationstunnel auf südkoreanischer Seite: alle paar Jahre buddeln Kim-Jong’s soldaten wohl einen Schacht in Richtung Seoul um den Süden auf die Nerven zu gehen. Jedenfalls kann man einen dieser Schächte besichtigen, d.h. man krabbelt erst 300m unter die Erde, und dann noch einmal 200m unter tropfendem Wasser in 1,60m hohen Schächten. Danach bekommt man ein Dokumentarfilmchen und Musem gezeigt, dass man gelinde gesagt als „voreingenommen“ bezeichnen darf: Südkorea und die DMZ sind mit blühenden Blumen und Wildtieren dargestellt, der Norden jedoch nur mit roten Warnschildern. Anhand dieses Motives kann sich jeder selbst ausmalen wie diese Austellung aufgebaut ist. Natürlich ist ist Nordkorea ein sehr aggressiv und abgeschottetes Land, aber die Darstellung erinnerte doch stark an den „Klassenfeind“ aus den 80ern.

Trotz der käsigen Touristenfalle und der Propaganda ist die Tour jedoch ein ziemliches Highlight das Einblicke in das abgeschottete Land Nordkorea gibt: auf der einen Seite des Flusses die Megastadt Seoul, auf der anderen Seite: nichts. Nur gerodete Wälder und verfallene Dörfer. Gruseltrip mit Bildern von zerbombten Straßen und Minen am Wegesrand inklusive. So ungefähr muss wohl Mauertourismus ausgesehen haben. Nur das man den Nordkoreanern nicht zuwinken kann.

Korea II

An Tagen, an denen als erstes die Toilette abstürzt und rebootet werden möchte, fragt man sich was noch kommen möge. Immerhin habe ich meinen Koffer wieder – aber auf den letzten Drücker und nachdem ich den Portier drei Mal bei Emirates hab anrufen lassen. Ich hab mich noch nie so über den Anblick eines Rasierers gefreut.

Das allein wäre mir eigentlich keinen neuen Blogartikel wert, doch heute hatten wir auf der Konferenz einen prominenten Gast: XellOs bzw.  Seo Ji Hoon. Kennt ihr nicht? In Korea rasten hier Teenie-Mädchen für ihn aus, und das nur, weil er einer der bekanntesten professionellen Starcraft Spieler hier ist – quasi der David Beckham des eSports in Korea. Wer jetzt immer noch nicht kreischend in Ohnmacht gefallen ist, kann sich die sehr interessante Dokumentation von National Geographic ansehen:

[youtube]Kc0Pgm8lWRw[/youtube]

Bei uns war er allerdings etwas unterfordert, er musste sich lediglich ein paar Konferenzteilnehmern stellen, was sich aber als keine Herausforderung erwies. Die Frage-Antwort-Stunde danach war allerdings sehr aufschlussreich: 10-12 Stunden Training pro Tag sind keine Seltenheit. Dazu, ihn gegen eine unserer Bots aus der Startcraft AI Competition spielen zu lassen, sind wir leider nicht mehr gekommen, aber darüber schreibe ich die Tage etwas.

Korea I

Es ist gerade 21:45 Uhr und ich liege platt und verschwitzt in meinem Hotelzimmer. Verschwitzt, weil ich nicht noch ein drittes Mal Duschen will, und platt, weil ich jetzt weiß wie schwierig es ist in Seoul Socken zu kaufen. Doch von vorne …

Mal wieder wurde ein Paper angenommen, mal wieder darf zu einer Konferenz um den Erdball geflogen werden. In diesem Fall stimmt das sogar, denn die diesjährige CIG findet in Seoul statt. Allerdings stand schon der Start unter keinem guten Omen, nachdem ich Freitagabend meinen Koffer gepackt und geschnürt hatte, fiel mir beim Ausdrucken der Tickets auf, dass der Flug erst am Montag geht – ohje, erste Zeichen von Demenz? Vielleicht war es auch nur die „Vorfreude“ auf 18 Stunden Flug!?

Denkste! Nachdem man zwei Stunden lang versucht hatte das Feuerlöschsystem im Frachtraum zu reparieren (natürlich NACHDEM alle Passagiere an Bord waren) liess der Captain nun verlauten, dass man aus Sicherhitsgründen nun alle Fracht und Gepäck ausladen und mit dem nächsten Flieger (also in 24 Stunden) nachschicken werde. Wem das nicht passe, der könne aussteigen.

Sechs Stunden später stand ich also im Terminal des Dobaier Flughafens und überlegte, wo ich eine schnöde Unterhose für Mittwoch her bekomme. Denn das Terminal des Flughafens von Dubai enthält irgendwie Filialen von allen Designermodeketten der westlichen Welt, doch keinen Laden in dem man etwas Brauchbares findet. Immerhin durfte wir auf dem zweiten Flug nach Seoul den Komfort des A380 geniessen. Gegenüber den popeligen Airbus Fliegern, die man sonst so innerhalb Europas zu Gesicht bekommt ist das der pure Luxus – und wir waren nur den der HolzEconomy Klasse. Kleine Anekdote am Rande: das Toilettenwasser in Dubai ist brüwarm. Kein Wunder bei 35 Grad Aussentemparatur um 1 Uhr morgens.

Wiederum acht Stunden später durfte ich endlich einem jungen Koreaner von der Airline verklickern, warum ihm jemand aus Kopenhagen ein Formular mit meinem Namen geschickt hatte. Ich hoffe, er hat das alles verstanden, dass er bitte meinen Koffer morgen Abend in mein Hotel bringen lassen soll. Mit dem Englisch der jungen Menschen ist das hier lieder nicht so ganz her wie in Skandinavien. Auch der Taxifahrer sprach nur bruchstückhaft Englisch, denn er sprach die zwei Stunden (!) lange Fahrt vom flughafen durch die Rushhour von Seoul kein Wort mit uns. Rush Hour ist vielleicht der falsch Begriff, auch um diese Zeit ist auf den Strassen immer noch die Hölle los. Jedenfalls scheint mir die Luftfeuchtigkeit identisch.

Zum Glück liegt unser Hotel mitten in Dwontown Seoul, und der Portier verstand men Anliegen nach frischer unterwäsche und wies mir den Zeit zur nächsten Mall. Eine Stunde sollte sie noch geöffnet sein. Leider hat man sich aber wohl das Konzept vom flughafen Dubai abgeschaut, und eine Mall nur mit leinen Designer-Boutiken gefüllt. Meine Suche nach der koreanischen Version von C&A blieb jedenfalls erfolglos. Immerhin fand ich einen jungen Verkäufer, er sich zwar wunderte warum ich nur genau ein T-Shirt kaufen wollte, mir aber dennoch den Weg zu einem Laden beschreiben konnte, der Socken verkauft. Scheinbar wird hier beides zusammen nicht so häufig verkauft. In diesem Laden sprach allerdings niemand Englisch, allerdings lachte sich die Verkäuferin (optisch ca. 17 Jahre alt) kringelig, als ich nur Medium Sized Socken kaufen wollte. Resigniert brachte ich das Paar zurück und nahm Eines vom „Large“ Ständer, das war scheinbar das Richtige.

Also hoffe ich jetzt mal, dass mein Koffer morgen bei mir ankommt. Jedenfalls weiß ich jetzt, worauf es beim Sockenkauf in Korea ankommt: immer schön Verbeugen beim „Hallo“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“ sagen. Und das bei einem Rheumakranken wie mir …