Korea III – Macht’s gut, und danke für den Fisch!

Nach Tagen der Konferenz hatte ich noch Zeit in mein Touristen-Outfit zu schlüpfen und ein wenig die Stadt zu erkunden. Wobei es „wenig“ ziemlich genau trifft: die Stadt ist so riesig, dass man eine Stunde mit der Metro durch die Gegend fahren kann, ohne das Dichte an Wolkenkratzern abnimmt. Der Strom an Menschen ist schier unendlich. Leider kann man mit diesen wenig bis gar nicht kommunizieren, da es kaum jemanden zu geben scheint, der flüssig Englisch spricht. Da bleibt nur wieder auf die bewährte „Hand & Fuß“ Methode zurück zu greifen. Und dabei laufen dort so viele hübsche Koreanerinnen herum – Moment, ich schweife ab.

Auf dem Pflichtprogramm stehen diverse Paläste, Tempel und Museen, und ganz mutige wagen sich auf einen der vielen Gassenmärkte oder in ein einheimisches Restaurant. Das koreanische Essen und ich werden aber ganz sicher keine Freunde mehr werden: entweder gibt es etwas mit Kohl (bzw. „kimchi“), was erbärmlich schmeckt, oder etwas, was fünf Minuten vorher noch gelebt hat. Das hat uns in einem Fischimbiß allerdings das Übersetzen der Karte erspart: einfach auf das schwimmende Vieh im Wassertank gezeigt und schwubs war es in der Küche verschwunden. Wer sich mit solcherlei Experimenten nicht befassen will, drückt sich einfach in einer der diversen westlichen Starbucks, Pizza Huts etc. herum, die es dort in Massen gibt und von Massen bevölkert werden. Die gleiche Ernüchterung setzt bei den Malls ein: es werden die gleichen Waren wie in Europa verkauft- zu den gleichen Preisen. Wer günstig shoppen will muss wohl nach China fahren; aber wer weiß, was er dort bekommt. Witzige Randnotiz: sämtliche Geräte, Metrozügige, automatische Schiebetühren, Aufzüge, Treppenlifte etc. spielen lustige Melodien ab wenn man sie benutzt.

Das eigentliche Highlight der letzten Tage war allerdings ein Trip in die entmilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea. Zumindest im Süden hat man die von der NNSC kontrollierte Zone zur Touristenattraktion ausgebaut: neben großzügigen Aussichtsplattformen hat man mitten in die Zone einen kleinen Freizeitpark für die Kinder gebaut. Ein Dorf weiter steht die 2002 entstandene Dorasan Station, die allerdings noch nie benutzt wurde. Eine große moderne Halle liegt dort wie ein Flughafenterminal. Neben dran die Gleisanlage, bereit den Betrieb morgen aufzunehmen. Jedoch wird die Station nur von der Militärpolizei und den gelegentlich herein strömenden Touristen bevölkert. Zugfahrten in den Norden waren geplant, jedoch hat die Regierung in Pjöngjang spontan ihre Meinung geändert. Es gibt allerdings einen Fabrikkomplex im Norden der DMZ, der von südkoreanischen Firmen erbaut wurde. Dorthin fährt zwei Mal pro Tag ein Auto/Zug um Waren abzuholen/bringen. Die Arbeiter sind Nordkoreaner, weil billiger: sie erhalten 100$ Lohn im Monat, von denen die Regierung in Pjöngjang 30$ als Steuer einbehält. Die Armen schuften, die Reichen feiern.

Höhepunkt war die Besichtigung des 3. Infiltrationstunnel auf südkoreanischer Seite: alle paar Jahre buddeln Kim-Jong’s soldaten wohl einen Schacht in Richtung Seoul um den Süden auf die Nerven zu gehen. Jedenfalls kann man einen dieser Schächte besichtigen, d.h. man krabbelt erst 300m unter die Erde, und dann noch einmal 200m unter tropfendem Wasser in 1,60m hohen Schächten. Danach bekommt man ein Dokumentarfilmchen und Musem gezeigt, dass man gelinde gesagt als „voreingenommen“ bezeichnen darf: Südkorea und die DMZ sind mit blühenden Blumen und Wildtieren dargestellt, der Norden jedoch nur mit roten Warnschildern. Anhand dieses Motives kann sich jeder selbst ausmalen wie diese Austellung aufgebaut ist. Natürlich ist ist Nordkorea ein sehr aggressiv und abgeschottetes Land, aber die Darstellung erinnerte doch stark an den „Klassenfeind“ aus den 80ern.

Trotz der käsigen Touristenfalle und der Propaganda ist die Tour jedoch ein ziemliches Highlight das Einblicke in das abgeschottete Land Nordkorea gibt: auf der einen Seite des Flusses die Megastadt Seoul, auf der anderen Seite: nichts. Nur gerodete Wälder und verfallene Dörfer. Gruseltrip mit Bildern von zerbombten Straßen und Minen am Wegesrand inklusive. So ungefähr muss wohl Mauertourismus ausgesehen haben. Nur das man den Nordkoreanern nicht zuwinken kann.