Korea II

An Tagen, an denen als erstes die Toilette abstürzt und rebootet werden möchte, fragt man sich was noch kommen möge. Immerhin habe ich meinen Koffer wieder – aber auf den letzten Drücker und nachdem ich den Portier drei Mal bei Emirates hab anrufen lassen. Ich hab mich noch nie so über den Anblick eines Rasierers gefreut.

Das allein wäre mir eigentlich keinen neuen Blogartikel wert, doch heute hatten wir auf der Konferenz einen prominenten Gast: XellOs bzw.  Seo Ji Hoon. Kennt ihr nicht? In Korea rasten hier Teenie-Mädchen für ihn aus, und das nur, weil er einer der bekanntesten professionellen Starcraft Spieler hier ist – quasi der David Beckham des eSports in Korea. Wer jetzt immer noch nicht kreischend in Ohnmacht gefallen ist, kann sich die sehr interessante Dokumentation von National Geographic ansehen:

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Bei uns war er allerdings etwas unterfordert, er musste sich lediglich ein paar Konferenzteilnehmern stellen, was sich aber als keine Herausforderung erwies. Die Frage-Antwort-Stunde danach war allerdings sehr aufschlussreich: 10-12 Stunden Training pro Tag sind keine Seltenheit. Dazu, ihn gegen eine unserer Bots aus der Startcraft AI Competition spielen zu lassen, sind wir leider nicht mehr gekommen, aber darüber schreibe ich die Tage etwas.

Korea I

Es ist gerade 21:45 Uhr und ich liege platt und verschwitzt in meinem Hotelzimmer. Verschwitzt, weil ich nicht noch ein drittes Mal Duschen will, und platt, weil ich jetzt weiß wie schwierig es ist in Seoul Socken zu kaufen. Doch von vorne …

Mal wieder wurde ein Paper angenommen, mal wieder darf zu einer Konferenz um den Erdball geflogen werden. In diesem Fall stimmt das sogar, denn die diesjährige CIG findet in Seoul statt. Allerdings stand schon der Start unter keinem guten Omen, nachdem ich Freitagabend meinen Koffer gepackt und geschnürt hatte, fiel mir beim Ausdrucken der Tickets auf, dass der Flug erst am Montag geht – ohje, erste Zeichen von Demenz? Vielleicht war es auch nur die „Vorfreude“ auf 18 Stunden Flug!?

Denkste! Nachdem man zwei Stunden lang versucht hatte das Feuerlöschsystem im Frachtraum zu reparieren (natürlich NACHDEM alle Passagiere an Bord waren) liess der Captain nun verlauten, dass man aus Sicherhitsgründen nun alle Fracht und Gepäck ausladen und mit dem nächsten Flieger (also in 24 Stunden) nachschicken werde. Wem das nicht passe, der könne aussteigen.

Sechs Stunden später stand ich also im Terminal des Dobaier Flughafens und überlegte, wo ich eine schnöde Unterhose für Mittwoch her bekomme. Denn das Terminal des Flughafens von Dubai enthält irgendwie Filialen von allen Designermodeketten der westlichen Welt, doch keinen Laden in dem man etwas Brauchbares findet. Immerhin durfte wir auf dem zweiten Flug nach Seoul den Komfort des A380 geniessen. Gegenüber den popeligen Airbus Fliegern, die man sonst so innerhalb Europas zu Gesicht bekommt ist das der pure Luxus – und wir waren nur den der HolzEconomy Klasse. Kleine Anekdote am Rande: das Toilettenwasser in Dubai ist brüwarm. Kein Wunder bei 35 Grad Aussentemparatur um 1 Uhr morgens.

Wiederum acht Stunden später durfte ich endlich einem jungen Koreaner von der Airline verklickern, warum ihm jemand aus Kopenhagen ein Formular mit meinem Namen geschickt hatte. Ich hoffe, er hat das alles verstanden, dass er bitte meinen Koffer morgen Abend in mein Hotel bringen lassen soll. Mit dem Englisch der jungen Menschen ist das hier lieder nicht so ganz her wie in Skandinavien. Auch der Taxifahrer sprach nur bruchstückhaft Englisch, denn er sprach die zwei Stunden (!) lange Fahrt vom flughafen durch die Rushhour von Seoul kein Wort mit uns. Rush Hour ist vielleicht der falsch Begriff, auch um diese Zeit ist auf den Strassen immer noch die Hölle los. Jedenfalls scheint mir die Luftfeuchtigkeit identisch.

Zum Glück liegt unser Hotel mitten in Dwontown Seoul, und der Portier verstand men Anliegen nach frischer unterwäsche und wies mir den Zeit zur nächsten Mall. Eine Stunde sollte sie noch geöffnet sein. Leider hat man sich aber wohl das Konzept vom flughafen Dubai abgeschaut, und eine Mall nur mit leinen Designer-Boutiken gefüllt. Meine Suche nach der koreanischen Version von C&A blieb jedenfalls erfolglos. Immerhin fand ich einen jungen Verkäufer, er sich zwar wunderte warum ich nur genau ein T-Shirt kaufen wollte, mir aber dennoch den Weg zu einem Laden beschreiben konnte, der Socken verkauft. Scheinbar wird hier beides zusammen nicht so häufig verkauft. In diesem Laden sprach allerdings niemand Englisch, allerdings lachte sich die Verkäuferin (optisch ca. 17 Jahre alt) kringelig, als ich nur Medium Sized Socken kaufen wollte. Resigniert brachte ich das Paar zurück und nahm Eines vom „Large“ Ständer, das war scheinbar das Richtige.

Also hoffe ich jetzt mal, dass mein Koffer morgen bei mir ankommt. Jedenfalls weiß ich jetzt, worauf es beim Sockenkauf in Korea ankommt: immer schön Verbeugen beim „Hallo“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“ sagen. Und das bei einem Rheumakranken wie mir …

Abenteur Bahnfahren

Bahn fahren ist toll! Mit der Bahn durch Europa zu fahren ist super spannend! Nein, ich meine damit nicht plötzlich auftretende Verspätungen, Zugausfälle oder ausfallende Klimaanlagen, sondern das, was sowieso ständig da ist: andere Mitreisende. Ich bin ja eher der Typ, der – sofern mir jemand sympathisch ist – Leute einfach wild anquatscht. Man ist sowieso für ein paar Stunden zusammen eingesperrt, also warum kann man die Zeit nicht sinnvoller nutzen, als aus dem Fenster zu starren oder zum 100. Mal die Schlagerparade auf dem iPod zu hören. Meist erkennt man am Gegenüber sehr schnell, ob der- oder diejenige oft reist oder nicht: Vielreisende sind nämlich dankbar über jede Ablenkung und meist offen für Gespräche. Andere sind oft einsilbig oder demonstrativ nicht an einem Gespräch interessiert. Und immer hört man neue interessante Geschichten.

Einmal habe ich ein schwedisches Renterehepaar kennen gelernt, die zwar nur gebrochen Englisch sprachen, aber gerade auf ihre Europareise aufgebrochen waren – alle Ziele mit dem Zug! Von Kopenhagen über Paris nach Rom. Dann nach Budapest und über Berlin wieder zurück; und noch bestimmt einige andere Ziele, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.
Ein anderes Mal habe ich einen Ingenieur für Windkrafanlagent aus Norwegen getroffen, der das leichte Schwanken der Fähre überhaupt nicht vertragen hatte und gleich im Zug den Cognac aus dem Duty Free Shop leerte um sich zu beruhigen.

Am Donnerstag hatte ich zuerst eine nette und aufgeschlossene Gesprächspartnerin aus Kopenhagen (die diesen Eintrag vermutlich gerade liest 😉 ) und im Anschlusszug das krasse Gegenteil: eine Studentin aus Hamburg, die sich während der ersten zwei Sätze Smalltalk demonstrativ die Stöpsel ins Ohr schob. Daneben eine Familie, die jeden Schmunzler meinerseits über einen Witz in ihrem Gespräch mit einem bösen Blick quittierte. In Deutschland kommuniziert man wohl nicht im Zug!

Meine persönliche Hypothese, die aus den Fakten des Tages gewonnen haben: Menschen, die im Ausland leben und öfter als einmal pro Jahr Bahn fahren, sind grundsätzlich aufgeschlossener. So! 8)

Eine Fährfahrt ist nicht immer lustig

Dänemark voraus!
Dänemark voraus!

Merke: eine schwedische Damenvolleyball Mannschaft mag bestimmt ganz reizvoll sein, eine schwedische Jungenfussballmanschaft im Teeniealter ist es defintiv nicht! Eine Fähre voll davon, gepaart mit nervigen Handyklingeltönen, macht es nicht besser.
Was ich so mitbekommen habe, pflegen die Dänen zu den Schweden in etwa ein „liebevolles“ Verhältnis wie die Deutschen zu den Holländern. Es gibt da auch ein Sprichwort in Kopenhagen, was sinngemäß  lautet:

In Kopenhagen ist  gutes Wetter wenn Nebel herrscht – dann muss man Schweden nicht sehen

Seit dieser Fährfahrt wusste ich so langsam, was damit gemeint ist 😉