Das „dänische ZDF“ (DR2) sendet derzeit täglich zwei Stunden über Forschung an Dänemarks Universitäten. Meine Kollegin Rilla war dort u.A. zu sehen mit ihrer Vorlesung über Serious Games. Den sehenswerten Beitrag (leider natürlich nur auf Englisch mit dänischen Untertiteln) gibt es auch als Video auf der Hompegae des DR: hier (Ich hoffe, dass das auch von Deutschland aus abrufbar ist).
itu
Patrick und die „Sick Sisters“
Letzten Mittwoch war St. Patricks Day, der irische Nationalfeiertag. Niemand außerhalb Irlands weiß so richtig, was es eigentlich mit diesem Patrick auf sich hat (ohne in die Wikipedia zu schauen). Aber das hindert Menschen nicht daran sich weltweit in Bars zu zwängen, große grüne Hüte aufzusetzen und dabei irische Volkslieder zu hören und bestenfalls irisches Guinness zu trinken.
Was soll’s, irgendein Anlass muss nicht immer her um in die ITU eigene Bar – die Scrollbar – zu gehen. Diesen Freitag war es eben der gute Patrick. Ein bisschen Deko in irischen Landesfarben, eine dänische Band die irische Volkslieder zum Besten gab und voilà!; nur kein Guinness gab es. Immerhin – bessere Stimmung und mehr los als bei der Faschingsparty im Februar.
Die StudentenInnen (hier passt glaube ich eher das generische Femininum 😉 ) Studentinnen des Sygeplejerskeuddannelsen Metropol haben jedoch einen etwas anderen Brauch jedes Jahr: Kneipentour durch die Bars anderer Hochschulen. Und so traf wie angekündigt pünktlich um 22 Uhr ein Bus voller junger Frauen in einem Misch aus Abendgarderobe und Arbeitsuniform ein: Sygeplejer ist nämlich dänisch für Krankenschwester (bzw. -pfleger).
Die Party verlief also unter dem Motto „Nerds versus Nurses“. Leider sind die Fotos mit der Handykamera nichts geworden. Jedenfalls ein ziemlich surrealistischer Anblick: die durchschnittliche dänische Krankenschwester ist scheinbar hellblond, 1,80m (!) groß und leicht angetrunken.
Stell Euch die einfach in einem Haufen Informatiker vor! 😉
Ich frage mich allerdings, ob mein australischer Kollege bei den Mädels mit seinem neu gewonnenen Wissen über die deutsche Sprache punkten konnte als ich im Krankenschwester wörtlich auf Englisch übersetzt habe …
Neuer Sprachkurs
Nach langer Zeit endlich mal wieder etwas Sprachunterricht: wobei, eher ein lockeres Gespräch mit einer Lehrerin und vier Studenten. Auf jeden Fall ist es witzig mal eine fremde Sprache mit Hilfe einer anderen Sprache (Englisch) zu lernen. Ok, das stimmt nicht ganz. Wenn zwei von vier Studenten aus deutschsprachigen Ländern kommen, die Lehrerin (wie fast alle Dänen, die irgendwas mit Kommunikation oder Sprache zu tun haben) relativ gut Deutsch spricht und die Sprache (Dänisch) dem Deutschen sehr nahe ist – dann ist der Unterricht auch sehr deutschfeindlich* deutschlastig 😉
(* das hat mir WordPress gerade anstatt von deutschlastig vorgeschlagen. Ich bin empört! 😉 )
Worauf ich hinaus wollte: die ITU (mein Arbeitgeber) bezahlt die komplette Fortbildung; inklusive Textbuch. Bei 20 Lerngruppen à 4 Mitarbeiter sicherlich kein Pappenstiel. Dienstleistungen bzw. Löhne sind das Teuerste was man in Dänemark bezahlen kann/muss. Aauf jeden Fall ist das „geringfügig“ mehr als mein vorheriger Arbeitgeber für Fortbildungsangebote für seine Mitarbeiter (mich!) in drei Jahren ausgegeben hat. Allerdings kann das auch durch einen falschen Eindruck bei der Umrechnung entstanden sein, ich weiß gerade nicht was 0 Euro in Kronen sind.
Stell Dir vor es ist Fasching, und keinen interessiert’s …
Wie schon vielfach festgestellt, ist Dänemark Norddeutschland sehr sehr ähnlich. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die verstärken sich zunehmend, je weiter man nach Norden kommt: kalter Wind, die Vorliebe für Hotdogs und aktuell: das Desinteresse an Fasching (Karneval, für alle Nicht-Norddeutschen).
Als ich Anfang des Jahrtausends nach Braunschweig zog, ist es mir mal passiert, dass ich als einer von drei (!) Personen auf einer Faschingsparty mit mehreren 100 Leuten nicht voll kostümiert war; entsprechend blöd kam ich mir dabei vor. Das Braunschweig die „Karnevalsinsel Norddeutschlands“ ist, ist leider war. Dem Rest des Nordens, so auch in meiner Heimatstadt Hannover, geht das bunte Treiben nämlich größtenteils am Allerwertesten vorbei.
Da Morgen Abend (ausgerechnet an meinem Geburtstag) in der ITU eine Karnevalsfeier stattfindet, bin ich natürlich auf der Hut, was den Grad der Kostümierung betrifft. Die Aussagen meiner dänischen Kollegen und Kolleginnen schwankte zwischen „da verkleidert sich niemand“, „kommt da überhaupt wer?“ und „maximal verkleidet sich die Hälfte – die Ausländer „, was mich ziemlich misstrauisch gemacht. Ich bin zwar auch kein Fan von Verkleidungen, aber noch so ein Desaster, wie in Braunschweig damals, möchte ich nicht noch einmal erleben. Also flugs in den nächsten (größten) Supermarkt in der Umgebung: Dort verkauft man nicht viel zum Thema Fasching – nämlich gar nichts. Nicht mal ein Schminkset habe ich gefunden. Ein Mitarbeiter zuckte nur mit den Schultern und gab mir den Tipp, es doch mal ein einem Kostümladen zu versuchen. Ob und wo in Kopenhagen ein Laden ist, wusste er aber auch nicht.
Ich bin echt mal gespannt, was das Morgen wird. So, ich muss jetzt noch Kuchen backen …
Bewerbungsfrist für Winter 2010
Die ITU hat das Bewerbungsverfahren für PhD Studenten für das Wintersemester 2010 eröffnet. Wer also Lust auf Dänemark hat, und sich auf offene Stellen bewerben möchte, findet unter www.itu.dk/vacancies alle weiteren Informationen. Bewerbungsfrist ist der 24. März 2010
Weihnachtsfeier 2.0
Was macht eine dänische Universität, die zum Nikolaus ihre Weihnachtsfeier hatte? Richtig! Sie feiert kurz vor Weihnachten noch einmal Weihnachten. Schrieb ich schon, dass Dänen Weihnachten viel positiver wahrnehmen? Soviel Enthusiasmus zu Weihnachten und -sfeiern ist für Deutsche ja eher befremdlich – richtig betrunken auf der Firmenweihnachtsfeier zu sein gilt in Deutschland ja eher als Faux-pas.
Gut, das hier ist Akademia, vielleicht ist das ja etwas Anderes. Trotzdem, die Universität ist sehr großzügig, was Weihnachtsgeschenke angeht:
Alle ca. 200 (!) Mitarbeiter der Universität bekamen am Freitag von der Universitätsleitung jeweils eine große Schatzkiste überreicht. Was die enthielt?
Einen großen Berg, Süßigkeiten, Pralinen, Kaffee und Tee – aber das Beste daran ist die Box selbst.
Und als wenn das schon nichts wäre: letztes Jahr gab es wohl kleine IPods Nano für Jeden. 😯
Was habt Ihr dieses Jahr von Eurem Arbeitgeber bekommen?
Weihnachtsfeier auf Dänisch
Ich habe mir die beste Woche zum Start an der ITU ausgesucht: die mit der Weihnachtsfeier am Ende. 🙂
Da die ITU eine verhältnismässig kleine Universität ist, wird das noch zentral organisiert: eien Weihnachtsfeier für das Personal, eine Feier für die Studenten – und am Ende treffen sich alle betrunken angeheitert im Atrium; soweit nichts speziell.
Unterschiede zu deutschen Weihnachtsfeiern liessen sich aber dennoch für mich entdecken:
- Sie war gut besucht. Von 150 Angestellten waren knapp 100 da. Bei dem Preis von umgerechnet 15 € nicht ganz selbstverständlich. Und das bis spät in die Nacht.
- Dänen trinken gerne. Ok, das ist ein Klischeé. Trotzdem war diese Weihnachtsfeier eine der „Flüssigsten”, die ich je erlebt habe. Besoffen auf einer deutschen Weihnachtsfeier zu sein, ist ja eher ein Faux-pas. Hier war das völlig normal. Gut, kann auch an Akademia liegen.
- Dänen singen gerne. Zwar nicht besser als Deutsche, aber dafür mit umso mehr Leidenschaft. So ist es Tradition, dass jeder Tisch im Laufe des Abends ein Weihnachtslied anstimmt.
- Wo wir gerade bei Traditionen sind: es gab die traditionellen dänischen Weihnachtsspeisen, doch zuvor musste jeder mithelfen den Baum zu schmücken. Zum Glück lag Bastelmaterial bereit.
- Und auch das, was wir in Deutschland als „Wichteln” kennen, gehört dazu. Man kann das aber auch auf die Spitze treiben mit Sonderregeln: eine Stunde ist gar nichts!
Das war eine der witzigsten Weihnachtsfeiern, die ich je erlebt habe. Zum einen natürlich die vielen Traditionen und Spiele (kombiniert mit Alkohol, und zum anderen ganz ganz viele Nationalitäten an einem Tisch, so dass sich eine Vielzahl von interessanten Gesprächen ergab (auch kombiniert mit Alkohol).
Die Weihnachtsspeisen gebe ich hier später noch mal im Einzelnen wieder 🙂
Eingezogen und willkommen in Akademia
Obwohl der Umzug noch ein paar Ueberraschungen (Dieser Post muss leider ohne Umlaute auskommen, ich habe keine deutsche Tastatur auftreiben koennen 😉 ) bereit hielt, habe ich es dank tatkraeftiger Unterstuetzung geschafft in meine Wohnung einzuziehen. Mein Vermieter ist komisch! Darueber schreibe ich mal mehr. Dafuer entschaedigt die tolle Wohnumgebung.
Der Empfang in der Universitaet war sehr herzlich und produktiv. Nach zwei Jahren bei VW war ich entseztz wie effektiv eine Einrichtung arbeiten kann: IT, Verwaltung, Facility Management und Kollegen waren tatsaechlich ueber mein Kommen informiert. Binnen 20 Minuten hatte ich einen Laptop, ein Buero, Zugangskarten und -schluessel fuer Alles und bekam eine Tour durchs Gebaude. Die haben hier einen Prozess fuer so etwas … doch im Gegensatz zum deutschen Autobauer funktioniert der tatsaechlich effizient.
Fuer Universitaetsinstitute noch viel ungewoehnlicher: man hat mir auch gleich etwas zu tun in die Hand gedrueckt: ich darf eine Uebung betreuen, die im Sommersemester stattfinden wird. Die mitlesenden Doktroanden werden jetzt sicherlich die Augen verdrehen – Arbeit! Arbeit! 😉 – doch man war so fair mir eine Uebung aufzudruecken, die auch etwas mit meinem geplanten Forschungsthema zu tun hat.
Ueber Daenemark und die Daenen gibt es natuerlich auch eine Menge zu berichten, ich habe schon ein paar Notizzettel voll 😀
Mentale Notiz an mich selbst: 9:15 Uhr ist zu frueh – ich war der Zweite im Institut