Palo Alto & AIIDE 2010


AIIDE 2010

Ich habe jetzt schon fast eine Woche USA und die AIIDE hinter mir, und bin noch erstaunlich fit. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf dem Hinflug schlafen konnte, und mich hier quasi der normalen Tag-Nacht-Rhythmus begrüßt hat. Die Begrüßung war leider nicht für alle von uns von der ITU angenehm: meine muslimische Kollegin hat man prompt eine Stunde lang im Zoll auf dem Flughafen verhört, während wir Anderen unser Gepäck längst hatten. Welcome to America! hier wird Rassismus noch ordentlich gelebt.

Lokomotive des Caltrains
Der Caltrain ist einer der un-aerodyamischsten Züge, die ich kenne (Bild: Wikipedia, GFDL)

Die Tage in Palo Alto waren dafür um einiges angenehmer. Für amerikanische Verhältnisse kann man sich in der Bay Area bequem per Zug, Bus und den eigenen Füßen bewegen ohne gleich überfahren oder überfallen zu werden. Sicherlich übertrieben, aber in jedem Klischee steckt ja auch ein Körnchen Wahrheit.
Die Stadt selbst besteht eigentlich zur Hälfte aus dem Stanford Campus. So viele amerikanische Universitäten kenne ich noch nicht, daher war ich doch einigermaßen beeindruckt von den Ausmaßen der ganzen Anlage. Ein bisschen wie eine Armeebasis mit eigenen Supermärkten, Cafés und Krankenhäusern. Dem eigenen Stadion, Bank usw. (Wundert mich, dass die keine eigenen Währung haben). Das ganze Areal gehalten im Stil der spanischen Eroberer und gesäumt von Parks voller Palmen. Das Wetter, mit 25 Grad und wolkenlosem Sonnenschein, trug diesem Rechnung.

Der Rest von Palo Alto wird dominiert von Bars und Hotels und Upper Class Wohngebieten, und auch abends ist noch Leben auf den Straßen.Mein persönliches Highlight war die Cheesecake Factory, in der leider keine der Kellnerinnen Soft Kitty, Warm Kitty singen konnte.

So stelle ich mir aber einen Ort vor, in dem ich vielleicht mal in Rente gehen möchte. So unwahrscheinlich ist das ja nicht, liegt doch Palo Alto mitten im Silicon Valley. Ich bin auch einmal zum Facebook Hauptquartier gelaufen, hatte allerdings keine Kamera dabei. Allerdings – es ist ein Bürogebäude – ein Unspektakuläres noch dazu.

Eine Frage stelle sich mir dann aber doch: wenn Leute zur Rente gerne nach Palo Alto gehen, wo geht die Bevölkerung Palo Altos in Rente?

PS: Ach ja, die AIIDE Konferenz war interessant, aber interessiert das wirklich? 😀

Die dänische Sprache braucht Hilfe

Die Dänische Sprache ist ja eigentlich mehr organisiertes Genuschel als eine Sprache: je klarer man als Ausländer versucht zu sprechen, desto weniger verstehen einen die Leute. Wörter werden im Alltag entweder gar nicht, oder nur teilweise ausgesprochen. Eigentlich könnte man viele Buchstaben der Wörter auch streichen.

Das das aber nicht nur Ausländern so geht, zeigt dieser Sketch aus einer (norwegischen) Comedy-Serie:

Blitzbesuch

Da kam Jet-Setter Johannes so schnell auf dem Rückweg aus den USA vorbeigerauscht, dass gar keine Zeit für ein Beweisfoto blieb. Jetzt kann ich aber die grundlegende Touristenführung in unter zwei Stunden anbieten

😯

Der qualmende Elch

Gestern Abend bin ich im The Moose gelandet, einer Bar in Downtown Kopenhagen. Was wohl ursprünglich mal ein Irish Pub werden sollte, ist jetzt eine Mischung aus Bar und Raucherkneipe. Raucherkneipe? Ja, es scheint trotz EU-Rauchverbots eine Sonderregelung in Dänemark zu geben, die unter bestimmten Umständen das Rauchen erlaubt. Im vorderen Barraum allerdings nur bis Mitternacht, dann – nach Aufforderung des Barkeepers – machten alle ihre Kippen aus, gingen raus oder trollten sich in den Hinterraum.
Der Hinterraum verdiente eigentlich nicht die Bezeichnung „Raum“, „dunkles Loch“ träfe es eher: ein fensterloser, schwach beleuchteter Raum, dessen Wände an manchen Stellen nicht von mit einem Edding gekrakelten Graffitti voll waren. In dem Loch standen etwa 5 Tische an denen sich etwa 40 Menschen dränkten und eine Zigarette nach der anderen rauchten. Sieht so etwa genußvolles Rauchen aus? Ich meine, wenn sie wenigstens Poker oder anderweitiges illegales Glücksspiel betrieben hätten. Zum Glück musste ich diesen Raum nur auf dem Weg zur Toilette durchqueren. Die Toilette verdiente eigentlich gar nicht diese Bezeichnung … ach egal, diese Beschreibung erspare ich Euch.

Nach zweitem Hinsehen erkannte man sogar, warum die Bar Der Elch hieß. Im Vorderraum war die gesamte Bar mit Comicbildern von Elchen verziert, die in der einen oder anderen Weise Geschlechtsverkehr mit Frauen haben. Dazu Werbung von billigem Bier.

Auch wenn sich diese Bar als groteske Erinnerung in mein Gehirn gebrannt hat, am ekelhaftesten war es dann doch einmal wieder die verrauchten Klamotten heute Morgen in die Waschmaschine zu werfen. Das ist man – Gott sei dank – gar nicht mehr gewöhnt.

Reiseverwirrer Absurdistan #2

Jemand schrieb einmal:

Absurdistan, ein kleines Land, das an Molwanien grenzt. Hauptstadt Irrational. [..] Wer schon immer einmal etwas erleben wollte, das nur schwer in, dafür aber nie wieder aus dem Kopf geht, sollte diese Reise aus entsprechend vernunftlosen Gründen antreten und den Verstand zu Hause lassen. [..] Reisedauer unbegrenzt, eine zügige Weiterreise in die Realität wird empfohlen.

Der Text verschweigt allerdings das Tickets erst am Schalter des ewigen Wartens gelöst werden müssen, der von den Menschen, deren Vorschläge man nicht annehmen sollte, betrieben wird. Sollte man von etwaigen Reiseführern angesprochen werden, so sollte aus dem Pauschalurlaub eine Individualreise gemacht werden.

Klar & frisk

Anfang Oktober öffnet direkt gegenüber der ITU eine Fitnesskette ihre neue Filiale. Deren Eröffnungsangebot, eine Mitgliedschaft für 100 Kronen pro Monat, habe ich mal als Anlass genommen wieder etwas Zeit für meine körperliche Fitness zu tun. Ich hätte zwar auch für den selben Preis den Fitnessraum im Keller der Uni nutzen können, aber so bekomme ich vernünftige Umkleiden, Duschen und ansatzweise so etwas wie die Betreuung durch Trainer. Wird wohl nicht anders sein als bei McFit in Deutschland, nur das man hier keine Liebes-Paraden versemmelt.

Eigentlich ist das total uninteressant. Ich blogge das aber deshalb, dass der soziale Druck – da später auch wirklich mal hin zu gehen – größer ist. Ich kenn‘ mich doch 😀

Captain Forever

Ich habe gerade nach Spielen recherchiert, die auf prozeduraler Inhaltsgenerieung basieren, und bin dabei auf Captain Forever gestoßen. Das Spiel an sich ist recht simpel: fliege mit deinem Raumschiff umher und schieße alle anderen Raumschiffe ab. Jedoch kann man Teile von zerstörten Raumschiffen aufsammeln und an sein eigenes Schiff schrauben. Das wiederum verändert das Verhalten des eigenen Schiffes und die Taktik, die man im damit fliegen muss.

Sehr unterhaltsam und interessant, der Computer generiert nämlich mit der Zeit immer neue und andere Gegner.

Reisebericht Nr.4: Wie funktioniert eigentlich Wissenschaft?

Letzte Woche war an der ITU nicht nur die CIG (dazu mehr weiter unten), sondern auch ein weiterer Besuch eines ausländischern Gastsin meinen heiligen Hallen. Diesmal nicht aus Deutschland, sondern aus dem zweit-coolsten Königreich der Welt: Großbritannien 😉 Christoph hat mich für eine Woche besucht, aber da aufgrund der Konferenz nicht viel Zeit für Sight-seeing blieb, zeigt das Foto Christoph in seiner natürlich Umgebung 😉 Aber da Dänemark sowieso ein kleines Utopia ist [sic], war das das perfekte Unterhaltungsprogramm.

CIG 2010
CIG 2010

Jetzt habe ich die letzten Tage soviel über die CIG geschrieben, dass sich manch ein Leser sicherlich fragt, was dort eigentlich passiert. Was ist die CIG? Die CIG ist die Konferenz zu Computional Intteligence in Games; also Künstliche Intelligenz in Spielen.

Mir ist bewusst, dass nicht alle Leser hier im Wissenschaftszirkus arbeiten und keinen PhD gemacht haben oder auf dem Weg dahin sind. Also klammere ich mal aus was CIG bedeutet, sondern versuche zu erklären, wie „Wissenschaft“ eigentlich funktioniert – zumindest in den Naturwissenschaften. Abweichungen von erbosten Humanisten sind in den Kommentaren zu erwarten 😉

Wissenschaftler (Doktoranden, Post-Docs, Professoren, Laborassistenten etc.) machen also das ganze Jahr (wenn man sie denn lässt) tolle und spannende Dinge (wenn sie Glück haben) und erfinden praktische Irgendetwas. Das kann sehr angewandt sein, wie z.B. ein neues Verfahren um Toastbrot zu toasten, oder eher theoretische Grundlagen wie z.B. ist es besser Motive auf Toast zu toasten?
Im einfachsten Fall nimmt jetzt die Firma, die die Wissenschaftler zur Forschung beauftragt hat, die Ergebnisse daher und entwickelt einen neuen Toaster. Wenn niemand außer man selbst hinter dem Thema steht, dann wird es etwas schwieriger einen Abnehmer zu finden. Der Output der Wissenschaft ist aber derselbe: Ideen.

Wie bringt man nun also seine Ideen an den Mann bzw. Frau? Man publiziert sie! Man schreibt einen netten Artikel (im Fachjargon Paper genannt) und schickt es an ein Journal (worauf ich in diesem Artikel nicht eingehen werde) oder an eine Konferenz; womit wir beim Thema wären.

Konferenzen gibt es viele; sogar mehrere zum selben Thema. Meist werden sie von Interessenverbänden oder anderen Zusammenschlüssen betrieben. Es gibt sogar Ratings für Konferenzen, die sich danach richten, wie viel Schund auf der Konferenz schon veröffentlicht wurde. Es gibt zunächst eine Aufforderung an alle am Fach Interessierten doch bitte etwas einzureichen  – dafür verwendet man den englischen Begriff Call for Paper oder Call for Participation.
Die Einreichungen werden nun einem Prüfungsprozess unterzogen: ein Komitee prüft, ob das, was veröffentlicht werden soll, überhaupt thematisch zur Konferenz passt, neu und vor allem kein Murks ist.
Die angenommenen Publikationen werden schließlich gebündelt veröffentlicht – das bedeutet konkret, dass man sie als Proceedings in Papierform in wissenschaftlichen Buchläden oder Bibliotheken bekommen kann. In der Praxis gibt es sie aber nur noch in elektronischer Form und online.
Letztendlich treffen sich (fast) alle Autoren und andere Interessierte auf der eigentlichen Konferenz und stellen sich gegenseitig ihre Arbeit in Form von Vorträgen vor. Auch hier ist nicht immer alles Gold was glänzt: manche Vorträge sind unerträglich langweilig, oder die zu Grunde liegende Forschungsarbeit einfach fragwürdig. Hauptfunktion der Konferenz ist aber mehr das Kennenlernen von Kollegen und Erfahrungsaustausch.

Tja, und dann gibt es immer noch eine Hand voll armer Schweine Leute, die an der austragenden Uni die Organisation übernehmen. Das reicht vom Organisieren von Tagungsräumen, Buffet und Planen der Vortragsreihen bis zum Bewältigen kleinerer Krisen der Teilnehmer während der Konferenz. Ich kenne jetzt alle Geldautomaten, Lebensmittelläden, Hotels und Toiletten um die ITU innerhalb 3km.
Das ganze fühlt sich am Ende an wie 5 Tage Ferienlager für große Kinder zu organisieren – und an Ende ist man froh wieder alle in den Flieger zurück zu ihren Eltern geschickt zu haben.

Jetzt gehen die Uhren wieder etwas langsamer. Nächste Woche beginnt auch das neue Semester – ich brauche Urlaub! 😀