Korea II

An Tagen, an denen als erstes die Toilette abstürzt und rebootet werden möchte, fragt man sich was noch kommen möge. Immerhin habe ich meinen Koffer wieder – aber auf den letzten Drücker und nachdem ich den Portier drei Mal bei Emirates hab anrufen lassen. Ich hab mich noch nie so über den Anblick eines Rasierers gefreut.

Das allein wäre mir eigentlich keinen neuen Blogartikel wert, doch heute hatten wir auf der Konferenz einen prominenten Gast: XellOs bzw.  Seo Ji Hoon. Kennt ihr nicht? In Korea rasten hier Teenie-Mädchen für ihn aus, und das nur, weil er einer der bekanntesten professionellen Starcraft Spieler hier ist – quasi der David Beckham des eSports in Korea. Wer jetzt immer noch nicht kreischend in Ohnmacht gefallen ist, kann sich die sehr interessante Dokumentation von National Geographic ansehen:

[youtube]Kc0Pgm8lWRw[/youtube]

Bei uns war er allerdings etwas unterfordert, er musste sich lediglich ein paar Konferenzteilnehmern stellen, was sich aber als keine Herausforderung erwies. Die Frage-Antwort-Stunde danach war allerdings sehr aufschlussreich: 10-12 Stunden Training pro Tag sind keine Seltenheit. Dazu, ihn gegen eine unserer Bots aus der Startcraft AI Competition spielen zu lassen, sind wir leider nicht mehr gekommen, aber darüber schreibe ich die Tage etwas.

Evo* 2011

Komme gerade von einer Woche Italien wieder; genauer gesagt Turin. Italien ist vermutlich sehr schön, nur leider habe ich nicht wirklich viel davon sehen können. Die meiste Zeit bin ich zwischen Konferenzzentrum, Hotel und Bars (Social events!) hin- und her-gependelt. Gerade wenn man mit Iren unterwegs ist, sollte man sehr trinkfest sein.

Die Konferenz selbst war eher mau, nur wenig mit Spielen dort, und der Rest war teilweise so mies, dass man sich fragte, wie man daraus ein Paper hat machen können. Ich habe auch ein Paper vorgestellt, das zwar nominiert war, aber leider keinen Preis gewonnen hat. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal 🙂

Nach ein bisschen Sightseeing am Samstag, und einem unfreiwilligen Aufenthalt von vier Stunden in Frankfurt bin ich nun endlich wieder zu hause – ich will einfach nur schlafen. But there is science to be done! 😉

Nächstes Jahr ist die Veranstaltung in Málaga – ich glaube, da sende ich dann auch irgend einen Unsinn nur um nach Spanien zu fliegen! 8)

Palo Alto & AIIDE 2010


AIIDE 2010

Ich habe jetzt schon fast eine Woche USA und die AIIDE hinter mir, und bin noch erstaunlich fit. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf dem Hinflug schlafen konnte, und mich hier quasi der normalen Tag-Nacht-Rhythmus begrüßt hat. Die Begrüßung war leider nicht für alle von uns von der ITU angenehm: meine muslimische Kollegin hat man prompt eine Stunde lang im Zoll auf dem Flughafen verhört, während wir Anderen unser Gepäck längst hatten. Welcome to America! hier wird Rassismus noch ordentlich gelebt.

Lokomotive des Caltrains
Der Caltrain ist einer der un-aerodyamischsten Züge, die ich kenne (Bild: Wikipedia, GFDL)

Die Tage in Palo Alto waren dafür um einiges angenehmer. Für amerikanische Verhältnisse kann man sich in der Bay Area bequem per Zug, Bus und den eigenen Füßen bewegen ohne gleich überfahren oder überfallen zu werden. Sicherlich übertrieben, aber in jedem Klischee steckt ja auch ein Körnchen Wahrheit.
Die Stadt selbst besteht eigentlich zur Hälfte aus dem Stanford Campus. So viele amerikanische Universitäten kenne ich noch nicht, daher war ich doch einigermaßen beeindruckt von den Ausmaßen der ganzen Anlage. Ein bisschen wie eine Armeebasis mit eigenen Supermärkten, Cafés und Krankenhäusern. Dem eigenen Stadion, Bank usw. (Wundert mich, dass die keine eigenen Währung haben). Das ganze Areal gehalten im Stil der spanischen Eroberer und gesäumt von Parks voller Palmen. Das Wetter, mit 25 Grad und wolkenlosem Sonnenschein, trug diesem Rechnung.

Der Rest von Palo Alto wird dominiert von Bars und Hotels und Upper Class Wohngebieten, und auch abends ist noch Leben auf den Straßen.Mein persönliches Highlight war die Cheesecake Factory, in der leider keine der Kellnerinnen Soft Kitty, Warm Kitty singen konnte.

So stelle ich mir aber einen Ort vor, in dem ich vielleicht mal in Rente gehen möchte. So unwahrscheinlich ist das ja nicht, liegt doch Palo Alto mitten im Silicon Valley. Ich bin auch einmal zum Facebook Hauptquartier gelaufen, hatte allerdings keine Kamera dabei. Allerdings – es ist ein Bürogebäude – ein Unspektakuläres noch dazu.

Eine Frage stelle sich mir dann aber doch: wenn Leute zur Rente gerne nach Palo Alto gehen, wo geht die Bevölkerung Palo Altos in Rente?

PS: Ach ja, die AIIDE Konferenz war interessant, aber interessiert das wirklich? 😀

Reisebericht Nr.4: Wie funktioniert eigentlich Wissenschaft?

Letzte Woche war an der ITU nicht nur die CIG (dazu mehr weiter unten), sondern auch ein weiterer Besuch eines ausländischern Gastsin meinen heiligen Hallen. Diesmal nicht aus Deutschland, sondern aus dem zweit-coolsten Königreich der Welt: Großbritannien 😉 Christoph hat mich für eine Woche besucht, aber da aufgrund der Konferenz nicht viel Zeit für Sight-seeing blieb, zeigt das Foto Christoph in seiner natürlich Umgebung 😉 Aber da Dänemark sowieso ein kleines Utopia ist [sic], war das das perfekte Unterhaltungsprogramm.

CIG 2010
CIG 2010

Jetzt habe ich die letzten Tage soviel über die CIG geschrieben, dass sich manch ein Leser sicherlich fragt, was dort eigentlich passiert. Was ist die CIG? Die CIG ist die Konferenz zu Computional Intteligence in Games; also Künstliche Intelligenz in Spielen.

Mir ist bewusst, dass nicht alle Leser hier im Wissenschaftszirkus arbeiten und keinen PhD gemacht haben oder auf dem Weg dahin sind. Also klammere ich mal aus was CIG bedeutet, sondern versuche zu erklären, wie „Wissenschaft“ eigentlich funktioniert – zumindest in den Naturwissenschaften. Abweichungen von erbosten Humanisten sind in den Kommentaren zu erwarten 😉

Wissenschaftler (Doktoranden, Post-Docs, Professoren, Laborassistenten etc.) machen also das ganze Jahr (wenn man sie denn lässt) tolle und spannende Dinge (wenn sie Glück haben) und erfinden praktische Irgendetwas. Das kann sehr angewandt sein, wie z.B. ein neues Verfahren um Toastbrot zu toasten, oder eher theoretische Grundlagen wie z.B. ist es besser Motive auf Toast zu toasten?
Im einfachsten Fall nimmt jetzt die Firma, die die Wissenschaftler zur Forschung beauftragt hat, die Ergebnisse daher und entwickelt einen neuen Toaster. Wenn niemand außer man selbst hinter dem Thema steht, dann wird es etwas schwieriger einen Abnehmer zu finden. Der Output der Wissenschaft ist aber derselbe: Ideen.

Wie bringt man nun also seine Ideen an den Mann bzw. Frau? Man publiziert sie! Man schreibt einen netten Artikel (im Fachjargon Paper genannt) und schickt es an ein Journal (worauf ich in diesem Artikel nicht eingehen werde) oder an eine Konferenz; womit wir beim Thema wären.

Konferenzen gibt es viele; sogar mehrere zum selben Thema. Meist werden sie von Interessenverbänden oder anderen Zusammenschlüssen betrieben. Es gibt sogar Ratings für Konferenzen, die sich danach richten, wie viel Schund auf der Konferenz schon veröffentlicht wurde. Es gibt zunächst eine Aufforderung an alle am Fach Interessierten doch bitte etwas einzureichen  – dafür verwendet man den englischen Begriff Call for Paper oder Call for Participation.
Die Einreichungen werden nun einem Prüfungsprozess unterzogen: ein Komitee prüft, ob das, was veröffentlicht werden soll, überhaupt thematisch zur Konferenz passt, neu und vor allem kein Murks ist.
Die angenommenen Publikationen werden schließlich gebündelt veröffentlicht – das bedeutet konkret, dass man sie als Proceedings in Papierform in wissenschaftlichen Buchläden oder Bibliotheken bekommen kann. In der Praxis gibt es sie aber nur noch in elektronischer Form und online.
Letztendlich treffen sich (fast) alle Autoren und andere Interessierte auf der eigentlichen Konferenz und stellen sich gegenseitig ihre Arbeit in Form von Vorträgen vor. Auch hier ist nicht immer alles Gold was glänzt: manche Vorträge sind unerträglich langweilig, oder die zu Grunde liegende Forschungsarbeit einfach fragwürdig. Hauptfunktion der Konferenz ist aber mehr das Kennenlernen von Kollegen und Erfahrungsaustausch.

Tja, und dann gibt es immer noch eine Hand voll armer Schweine Leute, die an der austragenden Uni die Organisation übernehmen. Das reicht vom Organisieren von Tagungsräumen, Buffet und Planen der Vortragsreihen bis zum Bewältigen kleinerer Krisen der Teilnehmer während der Konferenz. Ich kenne jetzt alle Geldautomaten, Lebensmittelläden, Hotels und Toiletten um die ITU innerhalb 3km.
Das ganze fühlt sich am Ende an wie 5 Tage Ferienlager für große Kinder zu organisieren – und an Ende ist man froh wieder alle in den Flieger zurück zu ihren Eltern geschickt zu haben.

Jetzt gehen die Uhren wieder etwas langsamer. Nächste Woche beginnt auch das neue Semester – ich brauche Urlaub! 😀

CIG 2010

Wir bereiten gerade die Homepage und Flyer für die IEEE Conference on Computational Intelligence and Games vor, die wir hier im nächsten Jahr veranstalten werden. Ich werde sicherlich in naher Zukunft noch mehr darüber zu berichten wissen.

Hier ist die Homepage der Konferenz: klick!