Das Aktionsbündnis Winnenden (ein Zusammenschluss von Hinterbliebenden des Amoklaufs von Winnenden vom 11. März diesen Jahres) setzt sich politisch für ein schärferes Waffenrecht für Privatpersonen, und ein Verbot von „Killerspielen“ ein. Damit gemeint sind Computerspiele mit gewalthaltigem Inhalt, in denen das Töten von Menschen oder menschenähnlichen Figuren eine legitime Problemlösungsstrategie ist – was in etwa die Spielmechanik eines Ego-Shooters ist. Das Aktionsbündnis nennt dies auf seiner Webseite Spiele, die dazu dienen Menschen zu ermorden [sic]. Von der Forderung nach einem Verbot von „Gewalt verherrlichenden“ Spielen ist man wohl abgekommen, als man gemerkt hat, dass diese Medien seit Jahren in Deutschland verboten sind.
Das Aktionsbündnis hat am vergangen Samstag bei einer Aktion einen Container aufgestellt, in den Kinder und deren Eltern quasi als Läuterung „Killerspiele“ öffentlich in einen Container entsorgen sollten. Was bei der Aktion zusammen kam, sieht man recht deutlich in diesem Youtube Video:
Es ist schwer, dies zu kommentieren, ohne in den gleichen hohnvollen Tonfall zu verfallen, den man in diesen Tag in jedem beliebigen Internetforum lesen kann: in vielen Spieleforen tummeln sich (meist der Pubertät noch nicht entwachsen) Beitragsschreiber, die solche Aktionen als „Epic fail“ betiteln, und die Politiker, die nach Verboten schreien, als „N00bs“ beschimpfen. Natürlich ist das der Diskussion und dem Image von Spielen nicht gerade zuträglich, und verhindert auch von Seiten der Befühworter eine differenziertere Diskussion innerhalb der Gesellschaft.
Dennoch zeigt dieses Video, wie stark die Forderung nach einem Verbot von gewalthaltigen Computerspielen an der Ursachenfindung und am Empfinden der Menschen vorbei geht. Zu eindimensional sind die Erklärungsversuche, die Tat von Winnenden und anderen Amokläufern auf die Wirkung von Computerspielen zu reduzieren. Nicht verwunderlich daher ist es, dass in unmittelbarer Nähe ein Stand von Computerspielern als Gegenaktion startete, die sich zu unrecht diskriminiert fühlten.
Wie ein Bericht des ZDF zeigt, fand dort immerhin ein Dialog der Gegner und Befürwortern statt. Trotzdem ist zu hoffen, dass diese Aktion keine Nachahmer findet und einmal mehr eine Hexenjagd beginnt. Auch die Welt berichtet darüber. Etwa 75% der Besucher des Artikels dort erinnert laut Umfrage diese Aktion an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten – mich irgendwie auch.
Nachtrag: Die Kolumne des Chefredakteurs der GameStar (Michael Trier) finde ich recht lesenswert zu dem Thema: Link.