Guttenbergs „Schummelei“

Vermutlich kommt man, wenn man eine Tageszeitung aufschlägt, in Deutschland derzeit nicht um Guttenberg und seine (?) Dissertation herum. Der gute Gutti scheint genauso wie der Genetik-Onkel Sarrazin mächtig zu polarisieren, dass er es auch in die dänischen Nachrichten geschafft hat.
Die einen sehen einen arroganten Aristokraten, der die Glaubwürdigkeit eines der höchsten deutschen Ämter ramponiert hat, und der lieber heute als morgen zurücktreten sollte. Die anderen sehen die Lichtgestalt „KT“, den Macher, dem auch mal „eine kleine Schummelei“ verziehen wird. Ich persönlich konnte den Mann persönlich wie politisch noch nie wirklich leiden, doch das nur am Rande.

Derzeit weisen die Fakten daraufhin, dass Karl-Theodor seine Dissertation von einem Ghostwriter, vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestages, aus dem Baumarkt oder aus dem Internet, jedoch nicht wie angegeben in 7 Jahren mühevoller Kleinarbeit geschrieben hat. Und so tingeln derzeit diverse „Experten“ durch Talkshows, die zwar viel Reden können, jedoch völlig übersehen, dass KT eben mal so im Handstreich allen Doktoranden und dem Wissenschaftsbetrieb mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen hat: „Seht her! Was macht ihr euch über Jahre die Mühe, wenn es auch viel einfacher geht!“. Wer das noch als „Schummelei“ abtut, ist entweder sehr naiv oder hat keine Ahnung wie Wissenschaft funktioniert.
Über mehrere Jahre trägt man akribisch Wissen für Wissen zusammen, reflektiert Ergebnisse und versucht eigene Ideen in Kontext zu Ideen anderer Forscher zu bringen. Und Ideenklau ist bei weitem kein Kavaliersdelikt, da hört der Spaß in der sonst so legeren Forschergemeinde ziemlich schnell auf. Ideen anderer zu zitieren und zu benutzen ist allerdings fester Bestandteil von wiss. Arbeit. Wie man allerdings auf die Idee kommen kann, das „mit dem Zitieren“ würde irgendwo „lax“ gehandhabt, ist mir schleierhaft. Diese Fakultät sollte man schleunigst dicht machen.

Ob nun Rücktritt oder nicht – ich würde dem Herrn von und zu Guttenberg eher ein Strafverfahren wegen Betruges anhängen, und Eines wegen Amtsmissbrauches gleich noch mit. Welche Possen sich die deutsche Regierung gerade leistet, ist mir persönlich egal – waren sie doch nur ein Grund mehr auszuwandern. Der Wissenschaftler in mir fühlt sich aber zutiefst beleidigt.

Nachtrag: Bei der Zeit scheint man eine ähnliche Auffassung zu haben: Guttenberg verhöhnt das Leistungsprinzip

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