Der Kaffeefilter

Das Kaffeefilterpapier (dä. filterpapir) ist alle – ehrlich! Kam völlig unerwartet. Jetzt muss ich Neues kaufen. Das ist in sofern außergewöhnlich (das es alle ist – nicht das ich Neues kaufen muss), dass ich eine ganze Packung in etwa in einem halben Jahr verbraucht habe. Das wäre vermutlich auch völlig belanglos, wenn ich eben diese Packung nicht im Jahre 2004 gekauft hätte (oder geschenkt bekommen habe, so genau weiß ich das nicht mehr) – zum Einzug meiner letzten Wohnung in Deutschland. Diese Packung Filterpapier hat also mehr als 5 Jahre gehalten, doch dann ging es rasant abwärts mit ihr.

Jetzt frage ich mich also: ist mein erhöhter Kaffeekonsum auf ein absurd stressiges Leben in Dänemark zurück zu führen, immer am Puls der Zeit und ewig im Verzug? Eher nicht – nach etwas Überlegen fiel es mir auf: ich frühstücke einfach mehr. Wobei „früh-“ hier eigentlich der Sache nicht gerecht wird. Normalerweise bekomme ich nichts vor 10 Uhr herunter. Es gibt ja Menschen, die nach 20 nichts mehr Essen bzw. einfach keinen Appetit mehr haben. Bei mir ist das morgens so. Als ich noch in Deutschland gearbeitet habe, viel das Frühstück dann einfach aus und wurde durch das Mittagessen ersetzt. Leider waren meine Arbeitszeiten nicht ganz so flexibel.

Jetzt habe ich de facto keine festen Arbeitszeiten mehr, ich muss nirgends mehr anwesend sein. Was für einen Sinn hat es acht Stunden in einem Büro zu verschwenden, wenn man gerade völlig unkreativ ist?  Also verschiebt sich mein Schlafrhythmus in seinen Ursprungszustand, und um 12 habe ich dann auch Hunger auf Frühstück – und Kaffee.
Im Spiegel gab es vor einiger Zeit mal einen Artikel über die merkwürdige Konvention, dass alle unbedingt früh aufstehen sollten. Zufälligerweise hängt der auch mit Dänemark zusammen. Was aus der „Langschläferinitiative“ geworden ist, weiß ich aber nicht. Während ich die Bemerkungen aus dem Artikel von früher noch sehr gut kenne, und mich ständig mit dem Vorurteil der Faulheit ausgesetzt fühlte, scheint dieser Tagesrhytmus in Akademia völlig akzeptiert zu sein. Später aufzustehen heißt ja nicht weniger zu arbeiten, manchmal sitze ich bis spät (3 Uhr früh) an einem Projekt. Wobei erst einmal zu definieren wäre, was eigentlich „Arbeit“ in Akademia ist, doch das ein andern Mal.

Das Ganze hat natürlich auch Nachteile: so weiß man manchmal nicht einmal welcher Wochentag gerade ist, da Werktag und Wochentag keine Rolle spielen. In Dänemark haben die Supermärkte ja auch noch sieben Tage die Woche auf. Wie erwähnt, sitzt man manchmal bis tief in die Nacht an etwas. Außerdem hat man ständig das dumpfe Gefühle, dass man jetzt „eigentlich etwas tun müsste“. Das macht es manchmal etwas schwierig abzuschalten. So wird einem Gewahr, dass das höchste Gut, was man besitzt, Zeit bzw. Aufmerksamkeit und nicht Geld ist. Und letztendlich kann es manchmal ganz schön dauern, dass man auf eine Email eine Antwort bekommt. Allerdings wenn sich Kollegen auf Dienstreisen auf anderen Kontinenten befinden ist das auch nicht anders.

Trotzdem würde ich nicht wieder zurück tauschen wollen – auch wenn ich jetzt erst mal Filterpapier kaufen gehen muss.

3 thoughts on “Der Kaffeefilter

  1. Dass du mehr frühstückst bzw. überhaupt frühstückst, macht mir Hoffnung, dass du irgendwann einmal einen ganz normalen Tagesrhythmus finden wirst.

  2. Hi Tobi,

    ich kenne dieses Gefühl und auch die Artikel im Spiegel zu den Thema. Ich würde mich selbst auch als „Eule“ einstufen, aber ganz sicher nicht als Faul. Erst letzten Donnerstag hab ich bis 5:00 morgens gearbeitet. Der Vorteil: ab ca. 23:00 hat man kaum Ablenkung (keine E-Mails, keine Telefonate, kein getwitter, …). Genau wie du sagst, ist es aber auch schwerer abzuschalten oder einen „Feierabend“ zu empfinden.

    Wenn man aufrichtig mit sich selbst ist und einen auch kein schlechtes Gewissen plagt, dann hat man auch sicherlich nicht zu wenig gearbeitet.

    In diesem Sinne -> Back to work und viele Grüße!

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